In einem Radiointerview vor ein paar Tagen äußerte sich Mario Bouvain, die singende Hälfte von „Vainerz“, kritisch über die Einordnung von Musik in bereits geöffnete Schubladen. Eigentlich könnte man schon sagen, dass die im vergangenen Jahr neu gegründete Band Synthpop produziere, doch Mario zuliebe werde ich diesen Begriff während dieser Rezension kein weiteres Mal verwenden und stattdessen beginnen, das Debütalbum „Silence“ zu „enjoyen“. Huch..*räusper*... ok, keine Schubladen mehr. Wie die Vorabsingles „I Try To Be“ und „You Create It“ bereits andeuteten, setzt das ambitionierte Duo mit seinem ersten Longplayer voll auf Tanzbarkeit. Nahezu alle Songs werden von Beats und einem donnernden Drumteppich dominiert, was es schwer vorstellbar macht, dass „Vainerz“ lt. Presseinfo tatsächlich übersetzt „Die Sprache der Engel“ bedeuten soll. Vom lieblichen Engelssingsang ist die Instrumentierung genauso weit entfernt wie Karl Theodor vom Doktortitel und auch Marios Gesang kommt gewohnt kraftvoll und ausdrucksstark daher. Das 10 Titel umfassende Werk genießt man deshalb auch am Besten über ein gutes Stereomusiksystem, denn nur auf diese Weise wird die facettenreiche Drumprogrammierung in Gänze entfaltet. Natürlich dürfte „Silence“ auch im Club funktionieren, aber dazu müssten DJs erstmal Mut beweisen und Kracher wie den Opener „Jealousy“ und das treibende „Unforgotten“ in ihre Playlist aufnehmen. Insgesamt wirkt das Klangbild über die knapp 45 Minuten Spielzeit sehr homogen, auffällige Abweichungen sind nicht zu vermerken. „Coming Home“ hat durch seinen gedrosselten Beat und den hymnenhaften Gesang ein Alleinstellungsmerkmal, bei „Discoverers“ sind vorsichtige Break-Beat Ansätze zu hören, was diesen Song für mein Ohr zum schwächsten Beitrag des Albums macht. Dieser Malus wird jedoch umgehend von „Made By You“ wieder kompensiert, denn der mitreißende Refrain sowie die vielschichtige Instrumentierung befördern das 4:24 Minuten lange Kunstwerk auf Platz 1 der Silence-internen Hitliste. An so mancher Stelle hätte ich mir eine stärkere Akzentuierung der Melodien gewünscht, die teilweise gegenüber den markanten Rhythmen etwas in den Hintergrund gedrängt werden. Die Instrumental-Bridge in „I Try To Be“ ab 02:50 Minuten gilt als positives Beispiel für jene Schwerpunkte, die auf dem Nachfolgealbum gerne noch häufiger fokussiert werden dürften. Das Gesamtpaket Vainerz ist in sich allerdings auf jeden Fall stimmig: Ein eigener Sound mit hohem Wiedererkennungswert, eine prägnante Stimme, zwei professionelle Videos zu den Vorabsingles sowie mit 6,99€ ein äußerst fairer Preis für den Download bei iTunes. Falls alle 50.000 Leser des Medienkonverters das Album auf diesem Wege erwerben, gibt es möglicherweise noch eine Veröffentlichung auf CD, welche ich dann in irgendeine Schublade einsortieren könnte. Und wer von Mario und Rico noch mehr hören will, darf sich gerne mit zwei weiteren Bands beschäftigen: Never.Endless (schöne Melodien, Mario am Mikro) und P24 (Ricos Soloprojekt mit maximalen Dance-Sounds). Zuvor aber bitte „Silence“ auf volle Lautstärke drehen!