Im Elektrobereich einen echten Sonderstatus haben all jene Frauen, denen man mehr Kompetenzen zurechnet als halbnackt auf der Bühne zu den Beats zu wackeln oder mal einen Refrain einzuträllern. Noch seltener dann diejenigen, die sogar das Ruder ganz übernommen haben und alles selber basteln – oder fallen euch sehr viele neben Erica Dunham ein? Die Amerikanerin werkelt nun schon seit 2003 an ihrem Projekt Unter null und seit dem vielbeachteten Debut "The Failure Epiphany" von 2006 konnte man sie sich auf die Beobachten-Liste schreiben. Und jetzt heißt es „Moving on“ und es hat sich einiges getan. Unter null entsprechen im Sound nun wesentlich mehr dem Projektnamen, denn es geht weitaus weniger straight zur Sache: Da wird ganz viel mit sphärischen Parts, ruhigen Tranceelementen und einer gewissen hypnotischen Stimmung gearbeitet. Break Beats und Drum'n'Bass-Rhythmen sorgen dafür, dass nicht nur plumpes Electrogeballer aus den Boxen dringt und die Vocals sind so abwechslungsreich wie die Melodieführung. Als gelungenes Beispiel soll hier mal „Broken heart cliché“ dienen, dass man derzeit erfreulicherweise auch auf Myspace bestaunen kann: Was mit einem ruhigen und verträumten Intro beginnt wird schnell durch schicke Beats bereichert um dann durch einen wummernden Bass und verzerrte Vocals zerrissen zu werden, doch der Sturm ebbt schnell ab, es finden sich Parts, die an Velvet Acid Christ erinnern und der Refrain im CleanGesang nimmt die Brutalität aus dem Song, nur um dann wieder vom fiesen Fauchen vertrieben zu werden. Weitere Reinhörempfehlungen sind der Titeltrack und „I can't be the one“. Leider bieten nur wenige Songs dieses hohe Niveau. „The Fall“ gefällt zwar durch seine schöne Melodie, leider wurde hier auf Abwechslung verzichtet und die verzerrten Vocals sind zu stark im Vordergrung und stören die verträumte Stimmung auf Dauer. „Godless“ und „Third party“ sind fad, „Obligatory clubhit...“ nur vom Titel her witzig aber zu stumpf, um auf zu gefallen. Und dann sind da noch 2 Songs, die mich wirklich gestört haben: Was soll die nervtötende und eindimensionale Beatorgie „Visceral“ mitten auf einem sphärischen und eher ruhigen Elektroalbum? Und musste eine Coverversion von Nick Caves „The mercy seat“ sein die leider nicht gut, dafür aber 8 Minuten lang ist? An ein paar Stellen konnte mich das neue Unter null Album so richtig begeistern – leider an zu wenigen, um mit Punkten verschwenderisch zu sein. Da können auch nicht die satte Produktion vom Lederstripper Larsen und die erfreuliche Tendenz, das Cover nicht mit Blut/Waffen/Psycho Cliches zu füllen wie beim Vorgänger, helfen. Wirklich schade um einige tolle Ansätze und Momente.