Das Brüderpaar John und Paul Healy veröffentlichen seit gut fünfzehn Jahren Musik unter dem Namen Somatic Responses. Die Zahl der Veröffentlichungen, Compilation-Beteiligungen und Remixarbeiten ist kaum noch zu zählen und dabei haben die beiden es irgendwie geschafft, sich in vielen Genres zu etablieren, ohne diese wirklich zu bedienen. Am Ende setzt sich gute Musik vielleicht doch durch. „Neon“ ist die achte Veröffentlichung auf Hymen Records und bietet wieder einen bunten Strauss elektronischer Klangerzeugung. Los geht es mit dem überraschend sanften, ja fast fröhlichen „Another Rainy Day“. Im Anschluss erlebt der Hörer dann eine Achterbahn aus verschiedenen Stilen. Somatic Responses schaffen es, durch Flächensounds oder Ähnliches, die hektischen, oft gebrochenen Beats zu kaschieren und die Tracks zum Teil geradezu relaxed rüberkommen zu lassen. Wenn der Beat aussetzt erinnert mich mancher Track sogar an die ruhigen Songs der Nine Inch Nails. Erstaunlich ist, wie dicht die einzelnen Tracks rüberkommen. Aber Achtung, Songs wie das mehrdimensionale „Drilldown“ oder „Meta Material“ sind in der entsprechenden Lautstärke mit Sicherheit eine Gefahr für Personen mit Herzrhythmusstörungen. Besonders gut gefällt mir das sich immer wieder von neuem aufbauende „Dark Days“. Der Live-Mix von „Survive“ geht gut nach vorne, zeigt warum Somatic Responses auch im Industrial-Genre Freunde gefunden haben und bietet sich für den Clubeinsatz an. Mit den Remixen gehen das Tempo und auch die Spannung zurück, bevor mit „Super Conductor“ noch mal angegriffen wird. Dass diese Musik nicht leise und nebenbei wirken kann, muss sicher nicht mehr erwähnt werden. Man ist ja leicht geneigt mit Superlativen und Begriffen wie Innovation um sich zu werfen, wenn Bands aktuelle oder den eigenen Horizont übersteigende Einflüsse in Ihre Musik einbauen. Dabei kann es passieren, dass Bands für den Einsatz "wahnsinnig innovativer" Trance-Elemente gelobt werden, über die der normale Technomusiker nur müde lächelt. Diese Gefahr besteht bei den Brüdern Healy, die sich um Lobhudeleien und um Genregrenzen eh nicht zu scheren scheinen, wohl eher nicht. „Neon“ funktioniert nicht in jeder Stimmung, aber in der richtigen fasziniert dieses Album und wird die Reputation von Somatic Responses ausbauen.