Ungfell brachten 2017 ihr Debüt 'Tôtbringære' heraus, damals noch in Eigenproduktion und da man durchaus mit Begeisterung von diesem Einstand des schweizer Duos sprechen darf, kann und sollte, fanden sie schnell zu Eisenwald Tonschmiede. Auch im letzten Jahr hauten die beiden starkes Material in Form des Albums 'Mythen, Mären, Pestilenz'. Wer also noch keinen Kontakt mit dem schrägen, old-schooligen und rohen aber keinesfalls banalen Black Metal aus den Alpen hatte, steht nun vor der Auswahl: das Zweitwerk aus dem Vorjahr oder vorliegendes Re-Release des Debüts.
'Tôtbringære' ist kein schmeichelndes Album, die Produktion ist ungeschliffen, die Riffs tönen schrill aus den Boxen. Nicht immer wird das Gaspedal durchgedrückt, oft halten sich die Lieder im Mid-Tempo Bereich auf und die deutschen Texte werden wüst gekeift, maches mal aber auch durch Growls, pathetischen Klargesang und Samples erweitert. Das Re-Release beinhaltet einen zusätzlichen Track, "Das Hexenmal (Andachtsjodler)" fügt sich klanglich aber problemlos in den Reigen ein, auch wenn der Sound allein durch den rauschenden Start und die Violinen etwas anders ist. Insgesamt lassen sich damit 8 starke Songs plus Intro auf der 2019er Version finden und ich kann keine Schwachstellen ausmachen. "Trommler tod", "Wechselbald" und "Der Opfersprung" sind meine Highlights – gerade Letzteres ist mit seiner ruhigen Einleitung und der gesampelten Rede extrem stimmungsvoll. Insgesamt schaffen es Ungfell, gerade so viele Samples und ruhige parts einzubauen, dass das old school Geschreddere nicht auf den Zeiger geht, der Hörer aber nach einem Durchlauf sicher ist, nur harte Kost konsumiert zu haben. Und melodisch gelingt es der Band überraschenderweise, dass ich Lust auf einzelne Songes, auf bestimmte Melodien und Parts habe und sie mir auch nach dem Ausklingen durch den Kopf geistern – gerade in diesem Genre, deren Vertreter sich oft nur durch die Unterschiede im Bandlogo auseinanderhalten lassen, nicht aber durch ihren Sound, ist des eine wirkliche Wohltat.
Eine klare Reinhörempfehlung, wenn man seinen Black Metal roh liebt und dennoch Lust hat, mühevolle Musik zu hören. Hut ab für die beiden Musiker.