Unbemerkt und heimlich hat sich unter den Fittichen von Ad Noiseam eine Art Dub-Superkombo gebildet, deren erste Single "Blind" ebenso überraschend wie begeisternd klang. Nun gibt es das passende Album namens "Silent Siren" dazu. Geschrieben wurden die Songs von dem Trio Tim Elliot, Dean Rodell und Ivan Shopov, allesamt Könner ihres Fachs. Während sich Tim Elliot bereits als Current Value einen Namen im Drum'n'Bass-Genre machte und Songs für das neue Björk-Album beisteuern darf, ist Dean Rodell der Altmeister aus der Techno- und Drum'n'Bass-Ecke und Ivan Shopov ein namhafter Produzent (Cooh and Balkansky). Die Stimmen des Projekts sind Marvin Hay alias MC Coppa, der schon verschiedenen Drum'n'Bass-, Hip-Hop- und Dubstep-Songs seine Stimme lieh und Martina Astner, die vor allem als weibliche Stimme von Therion und ehemals Dreams Of Sanity bekannt ist. Wen das jetzt wenig beeindruckt, der aber dem Dub nicht abgeneigt ist, dem sei Underhills erstes Album dringend ans Herz gelegt. Denn erstens ist "Silent Siren" nicht so ruhig, wie der Albumtitel verkündet und zweitens hat dieses Quintett ein Album geschaffen, das zwischen düster, verträumt und emotional pendelt, während es dem Hörer ungeniert die Bässe um die Ohren haut. Das bereits erwähnte "Blind" spielt schön mit Dub und Trip Hop und könnte in der Form auch von Portishead stammen. Um dann auch noch gleich den nächsten Vergleich in Richtung Bristol loszuwerden, sei auf das folgende "Hiding The Light" verwiesen, das Trip Hop, Dub und Ska vermengt und auch Massive Attack gut gestanden hätte. Allein diese zwei Namen zeigen, auf welchem Niveau sich "Silent Hill" bewegt. Alles klingt super relaxt und trotzdem kraftvoll. Doch so ganz ungeschont kommt man nicht davon. Zwischendurch zieht die 5er-Kombo auch mal das Tempo an, etwa beim unverfänglich beginnenden "Civil Lies", das später Drum'n'Bass mit angezogener Handbremse darbietet oder bei "Podgorna", beim dem die Beats wie Bombeneinschläge klingen, während dazu eine Stimme aus dem Synthie säuselt. MC Coppas tiefer Sprechgesang wird relativ wenig eingesetzt, dafür bestreitet Martina Astner fast alle Songs. In "River Of Hades", das zur Abwechslung auch mal deftige Gitarrenriffs enthält, liefern sich beide eine Art Battle und hier darf Frau Astner auch mal zeigen, dass sie nicht zu Unrecht bei Therion am Mikro steht. Im folgenden "Solace" wird der Hörer plötzlich mit Breakbetas malträtiert. Underhill kennen keine Gnade… und das ist gut so. Es ist fast schon beängstigend, mit welcher Sicherheit diese fünf Tonkünstler ihre Songs raushauen. Und das, obwohl alle fünf unterschiedliche musikalische Vergangenheiten und auch Gegenwarten haben. Ein wirklich beeindruckendes Album, das angesichts seiner astreinen Produktion wie ein wattierter Vorschlaghammer klingt und das aufgrund seiner Leichtigkeit durch Trip Hop, Dub und ein wenig Ska den Sommer herbeiruft. Aber auch die düsteren und kraftstrotzenden Momente auf "Silent Siren " überzeugen auf der ganzen Linie. Schon jetzt eines der Highlights 2012!