Kurz vor Erscheinen des neuesten Streichs der Band um Altmeister Mozart beglückten uns Umbra et Imago mit einer Auswahl von Songs aus der elektronischen Frühzeit der Band. Das Line-Up bestand damals neben Mozart aus Michael Gillian, Nail und Torsten B. Gillian und Nail zeichnen zusammen mit Mozart auch für die Songs verantwortlich. Wer nur die neueren Veröffentlichungen der Band kennt, wird nicht wenig überrascht vom völlig anderen Sound sein. So präsentiert sich der Opener „Desiderium“ in mittelalterlichem, orchestralem Gewand mit sphärischer Frauenstimme. Ähnliche Töne wurden in aktuellerer Zeit von Mozarts Nebenprojekt „DRACUL“ wieder aufgenommen. Auch die anderen Songs zeigen einfallsreiche Soundeffekte von Meeresrauschen („Last Dream“) über barocke Cembalo-Klänge („Vampir Song“) bis zu einem unnachahmlichen Duett von Mozart und Peter Heppner bei „Away“. Alle Songs sind elektronisch geprägt, die später so dominierenden Gitarren erklingen nur vereinzelt. Natürlich fehlt der Clubhit aus den 90ern „Gothic Erotic“ nicht, die CD läßt sich aber beileibe nicht darauf reduzieren. Zu sehr unterscheiden sich die teilweise englischen, teilweise deutschen Songs voneinander und machen die in der Band steckende Kreativität deutlich. Hauptthema ist natürlich damals wie heute die Sexualität und deren besondere Spielarten, was ja letztendlich auch den Kultstatus von Umbra et Imago begründete. Hierin erkennt man schon in den älteren Songs den typischen Umbra-Stil und so sehr man über die Thematik und auch über Mozarts Stimme streiten kann, nur wenige verstehen es, Texte so leidenschaftlich rüberzubringen wie er. Dies zeigt sich in dieser Sammlung ganz besonders. Sie ist deshalb eine wirklich lohnende Anschaffung für alle, die Umbra et Imago erst seit neuerer Zeit kennen und bereit sind, ganz neue (alte) Seiten der Band zu entdecken.