OMD, Human League, Blancmange – viele Kultbands der 80er-Jahre legten in letzter Zeit neue Alben vor oder gingen wieder mal auf Tour. So auch Ultravox: das New-Romantic-Quartett schwang sich 2010 zur einer ausgedehnten Konzertreise auf und präsentierte den seligen Fans ihre größten Hits. Und davon gibt es nicht wenige: Songs wie „Vienna“, „Mr. X“, „Sleepwalk“, „Hymn“, „Dancing With Tears In My Eyes“ oder „Love’s Great Adventure“ gehören zu den Klassikern des Synthiepop und dürfen auf keinem guten 80er-Sampler fehlen. Nach der erfolgreichen Tour kündigten Midge Ure, Billy Currie, Chris Cross und Warren Cann ein brandneues Album an. Nun ist es endlich da. Um es kurz zu machen: Das Warten auf „Brilliant“ hat sich gelohnt – zumindest für treue Anhänger. Schon beim Opener „Live“ stellt sich nach wenigen Sekunden das Ultravox-Wohlgefühl ein. Die Band macht genau da weiter, wo sie mit dem Album „Lament“ (das verunglückte „U-Vox“ sowie die nachfolgenden Stümpereien mit wechselnder Besetzung lassen wir mal gnädig unter den Tisch fallen) aufhörte. Puckernder Bass, flächige Elektronik, der Gesang von Midge Ure und die stoischen Drums von Warren Cann, nach dem jedes Metronom geeicht werden könnte, treiben die meisten Songs voran. Und wenn ab und zu auch noch Billy Curries Geige aufschluchzt, ist die Zeitreise zurück in die 80er perfekt. Anspieltipps: „Brilliant“ und „Satellite“ hätten es auch auf das „Vienna“-Album geschafft, „Hello“ und „Fall“ passen wunderbar in die „Rage In Eden“-Phase, während „Lie“ und „Change“ an die Alben „Quartet“ und „Lament“ erinnern. Und da liegt vielleicht auch der Knack- und damit einzige Kritikpunkt: Ultravox erfinden sich nicht neu, sondern setzen ganz auf Bewährtes. Das mag die alten Fans erfreuen, dürfte aber nicht dazu führen, dass die Band neues Publikum für sich gewinnt. Wer Ultravox liebt, wird Brilliant mögen. Wer innovative Ideen oder gar einen Stilwechsel erwartet, sollte dagegen einen Bogen um dieses Album machen.