Der Spiegel Online spricht vom einzigen gelungenen Solo-Album aus dem Depeche-Mode-Universum, relativiert in Abschnitt drei, dass es ja dann vielleicht doch eine Kollaboration ist und lässt Gahan in zwölf Songs singen, von denen zwei Instrumentals sind. Aber zumindest ist die Medien-Präsenz da… Da wird oft vergessen, dass Ian Glover und Mark Lanegan, gestandene Musiker, bereits seit 2003 mit dem Projekt Soulsavers unterwegs sind und mit diversen Gastsängern auch schon vorher Erfolg und Anerkennung kannten. Natürlich trägt der Name Gahan stark zum Interesse der Medienwelt bei, also mal schauen, was das Album wirklich kann. Ganz klar sind die Soulsavers eine Electro-Blues Band, die es schaffen Country- und Folk-Elemente kombiniert mit elektronischen Akzenten massentauglich aufzubereiten und so eine Menge Hörer für ihren Output zu gewinnen. Nach Gastsängern wie Mike Patton und Mark Lanagan darf nun also Gahan ans Mikrofon, und das exklusiv auf dem Longplayer, ein Novum! Muss das sein, der Sänger von Depeche Mode, der sonst für den kraftvollen Electro-Pop einer Generation steht, als Crooner, Soul-Sänger, Spiritualist? Nun ja, schaut man zurück erkennt man die Schwäche für Gospel und die gehaltvolleren Töne spätestens seit ‚Songs of Faith and Devotion’ in Songs wie ‚Condemnation’ oder ‚Get right with me’, die – wir erinnern uns – live sogar von zwei farbigen Damen mit gottgegebener Stimme entsprechend unterlegt wurden. Was folgt also nun mit ‚The Light the Dead see’ wirklich? Für mich zunächst ein Album das sich von den Melodien ein wenig beliebig anhört. Nicht schlecht aber auch nicht die Überraschung des Jahres. Vielleicht drei von sechs möglichen Sternen. Wer genau gelesen hat, dem ist bereits da Wort ‚zunächst’ aufgefallen, denn von Mal zu Mal scheinen die Sterne mehr aufzugehen, man muss sich einfach drauf einlassen. Gahan schafft es tatsächlich tiefe Emotionen zu transportieren wie selten zuvor. Der Glaube und die Hingabe scheinen genau hier ihren Höhepunkt zu finden, in Songs wie ‚Presence of God’, das schwebend schön Streicher, Klavier, Akustik Gitarre und die leicht verhallte Stimme Gahans zu einem Pocket Universe schnürt, das an Johnny Cash erinnert. Vollständigkeit spürt man sofort, Zufriedenheit stellt sich unmittelbar ein beim Gospel-geprägten ‚Just try’ oder dem mit glaubhaft compilierten Akkorden und Bläsern geschmückten ‚Bitterman’. Versöhnlich, leichtfüßig weiß ‚I can’t stay’ weich und zerbrechlich eine Szenerie der Güte aufzubauen wohingegen ‚Take’ abwechselnd mit lauten und leisen Akzenten ganz ohne Schlagzeug Klavier, E-Gitarre und Mundharmonika auskommend eine eindrucksvoll instrumentierte Geschichte erzählt. Schön, einfach schön ist das, was am Anfang nett anmutete. Depeche Mode Fans sollten sich vielleicht zunächst mit der Materie befassen, bevor das Album bestellt wird, alle anderen, die affin zu der beschriebenen Musik sind, können bedenkenlos zugreifen. Eins ist schade, dass die CD im Digipak ganz ohne Booklet und Texte kommt, denn schließlich ist es das, was die haptischen Versionen der Alben von der Download-Version unterscheiden soll. Aber scheinbar ist das der Trend, denn auch Marilyn Manson legte seinem letzten Werk kein illustriertes Büchlein bei sondern leitete seine Fans stattdessen auf eine eigens eröffnete Website.