Wenn die Glocken dreimal schlagen, werden sie verkünden, dass ich getötet wurde... Bete, Zar von Russland. Bete. Rasputin „Dead Again“ – passender kann dieses Album nicht heißen. Nach vier langen Jahren der Ungewissheit, erscheint das lang ersehnte siebte Album der New Yorker Gothic-Doom-Könige. Um es vorneweg zu nehmen, es ist ein wahres Meisterwerk geworden. Die zehn Songs sprühen nur so vor Spielfreude, den Jungs merkt man die wiedergewonnene Begeisterung an, so dass der Funke sofort auf die Hörerschaft überspringen mag. Vom Start weg, wird mit unendlich Druck versucht, sich in den Hörgängen der Fans festzubeißen. Doch nicht heimlich, sondern volles Mett mit dem Dampfhammer. Von unausgegorenen Doom-Eskapaden der Vergangenheit ist nichts zu spüren. Nur in den Intros, sowie den überlangen Stampfern lassen sich noch Spuren erkennen. Gleich die beiden Opener zeigen die Richtung an - nach düsterem Beginn wird aufs Gaspedal gedrückt, dass man sich fragt, ob man die richtige Cd eingelegt hat. Peter rotzt Gift und Galle, dass einem schwindelig wird. Type O’-Pogo kann beginnen. Die anschließende knapp elfminütige Singleauskopplung „The Profits of Doom“ huldigt zunächst alten Doomklassikern, bevor es rockiger wird, um darauf beides zu verschmelzen und sich eine ungeahnte Synthese zu bilden scheint. Unzählig viele Geschwindigkeits-, Rhythmus- und Melodiewechsel kleiden dieses Werk, aus dem andere Bands ein ganzes Album machen könnten. Rausgetragen von einem wunderschönem Gitarrensolo geht’s ab zu „September Sun“, welcher mit einem friedlichen Pianosolo beginnt, sich im weiteren Verlauf jedoch in ein kleines Ungeheuer verwandelt und mit einem fiesen Grinsen alles platt walzt. „Helloween in Heaven“ nimmt härtere und schnellere Töne an, Kenny und Lycia-Sängerin Tara VanFlower unterstützen Peter und kreieren einen ungewöhnlich hörerfreundlichen Todesmarsch. Und wieder gibt es Überlänge – knapp 15 Minuten brennt sich „These Three Things“ in den Schädel, verdreht deine Sinne und will nicht wieder loslassen. Wenn man jemanden Type O’ Negative musikalisch erklären möchte, kann man sich getrost auf diesen Song verlassen. Alle Trademarks, inklusive kleiner ironischer Abstecher in das Geschichtsbuch der Musik („Hey Jude“-Zitate beim Ausklang) sind vorhanden. Beim ersten Hördurchlauf sicherlich noch nicht zu greifen, doch wofür wurde die Repeat-Taste erfunden? Nach dem geradlinigen „She Burned Me Down“ wird wieder ordentlich gerockt. Eine Eigenschaft die ich den Herren gar nicht mehr zugetraut habe. Ob die „Carnivor“-Reunion da wohl Einfluss hatte? „Some stupid Tomorrow“ liefert fette Riffwände, geht sofort ins Ohr und kann live zu einem Nackenbrecher werden. Den Abschluss bilden zwei nervenaufreibende, schleppenden Nummern, welche in Black-Sabbath-Manier seine Runden drehen. Type O’ Negative haben ihre Freude am Spiel wieder entdeckt, anders kann man es nicht beschreiben. 77 Minuten geballte Power auf acht Beinen. Rasputin bildet die passende Kulisse für ein Album, welches sich textlich gewohnt persönlich, wie im Opener, wo unverblümt Peters Kokainsucht thematisiert wird, überraschend human und teilweise christlich zeigt, was vermutlich auf die persönliche Rückkehr Peter Steeles zum katholischen Glauben zurückzuführen ist. Unglaublich viel gibt es auf „Dead Again“ zu entdecken, also Piratensachen rausholen und auf Schatzsuche gehen. Pflicht!