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Turnbull A.C's - Let's Get Pissed
Vor einigen Wochen hatten wir es in unseren News bereits angekündigt: Pontus Stålberg hat mit seinem (Trink-)Kumpan Lars Karlsson ein neues Projekt auf die Beine gestellt. Mit dem vertrauten Spetsnaz-typischen Galgenhumor ausgestattet haben die Beiden gleich mal ihre Mittelfinger senkrecht nach oben erhoben und ihr erstes Album "Let's Get Pissed" getauft – vermutlich um sich gleich danach umzudrehen und hinter vorgehaltener Hand laut loszulachen. Denn wenn Lars Karlsson auch nur halb so sympathisch-verrückt und umtriebig ist wie Pontus Stålberg, kann daraus nichts wirklich etwas Destruktives, sondern nur Konstruktives entstehen. Trotz aller ostentativen Zurschaustellung fröhlich-skandinavischer Trunksucht beweist das Duo erwartungsgemäß ein glückliches Händchen für kritische, intelligente und sehr gut geschriebene Texte und allen voran natürlich für soliden, schnörkellosen Old-School-EBM in Reinkultur. Stünde nicht "Turnbull A.C's" auf dem Cover, ein Titel der genauso gut zu einer College-Football-, Baseball- oder Basketball-Mannschaft passen könnte (und eigentlich doch schon für eine Rockband aus Cincinnati vergeben ist, wie ein anderes Online-Magazin ebenfalls schon bemerkt hat – so originell ist das ja dann nun nicht mehr …), könnte man das in gerade mal 35 Minuten durchrauschende Album auch für den kleinen Bruder oder vielleicht eher den zänkischen Zwillingsbruder von Spetsnaz halten. Sämtliche Titel sind im für das Hauptprojekt charakteristischen Rhythmus gestrickt und rumpeln mit aggressiven Shouts und altbekannten militaristischen Sequencerläufen geradewegs rüde drauflos. Nur ganz spärlich wurde einmal hier, einmal da, etwa bei "Man Made Machine" ein Quäntchen Abwechslung in Form von Computerstimmen eingestreut. Dass man von diesem Projekt keinen Country Rock erwarten durfte, steht außer Frage, dass hier aber vielleicht sogar Songs zu Tage befördert wurden, die nach einer durchzechten Nacht und einem genialen Geistesblitz aus einer Schublade im Hause Stålberg gezogen wurden, auf der eigentlich Spetsnaz steht, drängt sich einem als anerkennende und nicht etwa bösartige Vermutung einfach auf (Herr Karlsson könnte also auch Herr Nilsson heißen, oder so). Schnell genug war das Scheibchen ja schließlich wie aus dem Nichts auf dem Markt – auch wenn es wie gesagt gerade einmal eine halbe Stunde zu umrunden weiß. Macht nix, denn schließlich ist es in diesem Fall egal, was auf dem Cover steht: Wo Pontus Stålberg mitmischt, ist astreines Bodyworkout-Programm mit Spaßfaktor und manchmal auch ein wenig "bierernstem" Unterton drin. Damit die Geschichte in Sachen Optik eine runde und unverwechselbare wird, griffen die beiden Schweden für die Gestaltung von Logo und Cover wieder tief in die Wappenkiste (offenbar kommt Pontus Stålberg nicht von majestätisch geflügelten Wesen mit scharfen Krallen los), schnappten sich ein kerniges Zahnrad als Sinnbild für EBM, setzten einen Bullenschädel (das riecht jetzt aber nach den Chicago Bulls, puah!) und zwei zuckende Blitze dazu und verschönerten das Ganze mit einer geschwungenen Banderole und ihrem neuen Namen. Das Risiko, als EBM- und/oder Spetsnaz-Fan mit diesem Album danebenzugreifen, steuert zielsicher auf die Null zu. Weil man das Prinzip "alter Wein in neuen Schläuchen" als kritisch reflektierender Mensch und Musikliebhaber jedoch in gewisser Weise degoutieren muss, aber Spetsnaz nun einmal Kick-Ass-EBM machen und das hier einfach Spetsnaz IST, darf das Album mit wohlwollenden 4,5 Sternen nach Hause gehen. Nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt wird getrunken!
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