Okay, jetzt wird es persönlich. Oder enttäuschend. Oder leider beides.
Mit dem Release des selbstbetitelten Albums, damals noch ohne / im Titel war es für mich magisch. Denn hatte ich über die Aschenputtel Verpackung hinweggesehen und reingehört, war ich wie verzaubert und 2012 bleibt in Erinnerung. Wer insbesondere Kracher wie „Dressed for space“, „Bulbform“, „Shoom“ oder einen der restlichen großartigen Wave Titel einmal gehört hat, weiß hoffentlich, was ich meine, oder legt sich mit mir an. Oh, ich liebe dieses Album und auch das nachfolgende Werk 'Joyland', 2014, das fast an die Qualitäten des Erstlings herankam. Nach 5 langen Jahren folgte dann 'Destroyer' und damit zwei elementare Probleme, die ich dem Projekt und Bandkopf Robert Alfons kaum verzeihen kann: Mit „Gone“ und „Destroyer“ gab es nur zwei hochwertige Bereicherungen für die Playlist, die restlichen 14 Titel schwankten stark zwischen mau und gut und waren zudem verteilt auf zwei Alben. Wie man ein Album mit 60 (!!!) Minuten Spielzeit auf zwei Vollpreisscheiben pressen kann, bleibt mir bis heute ein Geheimnis. Bestimmt ist die Antwort Kapitalismus, aber mein Verhältnis zu Tr/st war nun das Gegenteil vom Namen und stark mit Wehmut besetzt.
Weitere 5 Jahre sind ins Land gezogen und als Anfang des Jahres mit einer Ep die Rückkehr angekündigt wurde, war ich... frei von Emotionen. Weder genervt, noch skeptisch, aber, und das ist bei einer Band, deren erste beiden Alben so starke Gefühle erzeugen können, sehr beeindruckend, auch nicht interessiert. Ich hörte halt rein und fand „Robrash“ einen guten Track, der Lust machte auf eine weiterentwickelte Formation, der Rest der Ep war... nicht gut. Wirklich nicht gut. Und jetzt kommt der Knaller: „Robrash“ kommt auf dem vorliegenden Album 'Performance' nicht vor und ist dennoch besser, als alle enthaltenden Titel. Wow, was für ein mittelmäßiges Album.
Aber fangen wir von vorne an: Wir haben einen Sound, der mit den ersten beiden Tr/st Alben geschaffen wurde und unverkennbar der Band zugeordnet werden kann. Hinzu kommt Roberts unvergleichliche Stimme, die auch 2024 zerbrechlich und sanft umgarnt und berührt. Alle Kompositionen schmeicheln dem Ohr und lassen eigentlich nur einen Wunsch offen: Ich würde gerne mitgerissen werden. 'Performance' klingt wie das 100ste Album einer Band, die vor Jahren Erfolge feierte, mit diesen Hits auch weiterhin auftritt und vertraglich dazu gezwungen ist, ab und an ein neues Album unter die Leute zu jubeln, damit das Label für die Touren aufkommt. Weder Band, noch Label noch Fans legen wert auf die neuen Lieder, die letztendlich Wiederholungen alter Stärken sind und deswegen weder aufregen, noch einfangen. Aber nochmal: Das ist erst das vierte Album von Tr/st, Legendenstatust hat man sich da noch nicht verdient. 'Performance' macht mich weniger wütend wie 'Destroyer', hat man es doch immerhin geschafft, die knapp 40 Minuten auf einer Scheibe unterzubringen, aber es gibt nicht ein einziges Stück, dass ich Freunden zeigen würde, um meine Begeisterung für Tr/st zu begründen. Da konnte der Vorgänger mehr.
Ich weiß nicht, was da los ist. Vielleicht hat Robert Alfons mit den ersten beiden Alben alles Pulver verschossen, vielleicht war die Trennung von Maya Postepski nach dem Debüt doch ein schwererer Schlag, als angenommen. Oder Alfons ist inzwischen mehr mit sich im Reinen, als noch auf den ersten beiden Werken – nicht wenige Künstler nutzten tiefe Täler, um Kreativität und Emotionalität zu schöpfen und oft wirken die Alben aus glücklicheren Zeiten etwas kantenloser (den letzteren Fall wünsche ich ihm von Herzen). Aber es bleibt nicht aus: 'Performance' ist ein lahmer Haufen (zu) lieber Wave Lieder, die eindeutig zu Tr/st gehören, aber wirklich nicht hätten veröffentlicht werden müssen.
Tr/st - Performance
13.09.2024 / Dais
https://trst.bandcamp.com/album/performance
Soon
Regret
All at once
The shore
Boys of LA
Clowned
Dark Day
Performance
Warp