Lange hat's gedauert bis die Fans der beiden Elektro-Girls Kati und Gini alias Tristesse de la Lune mit neuem Material versorgt wurden. Da die Produktion der Single „Ninive“ mehr Zeit als vorgesehen in Anspruch nahm und zwischenzeitlich der geplante Nachfolger „Time is moving“ fast fertiggestellt war, entschloß man sich kurzerhand, beides als Doppelpack zu veröffentlichen. Obwohl der Titeltrack der ersten Scheibe nach einer der Hauptstädte des wohl kriegerischsten Volkes der Antike, den Assyrern, benannt ist, zeigt er doch die romantische Seite des Duos. Gini's Vocals schweben ruhig und verträumt über den durchaus noch tanzflächentauglichen Beats. „Geheime Zeichen“ baut ebenfalls auf der Kombination von melancholischem Gesang und nicht allzu schneller aber doch kräftiger Rhytmik auf. Der fragile Eindruck der beiden ersten Songs wird beim Amduscia-Remix von „Ninive“ (ob der wohl wirklich 612 v.Chr. entstanden ist ???) beibehalten, obwohl diese den Beats mehr Gewicht eingeräumt und Gini's Stimme durch verzerrte männliche Vocals ergänzt haben. Leider wirkt nach dieser gelungenen Bearbeitung der „Extended Mix“ etwas farblos und künstlich in die Länge gezogen. Bei „Time is moving“ zucken nun wirklich die Tanzbeine. Mit unverkennbaren Future-Pop-Elementen und charmanten Vocals von Gini und Gastsängerin Rashree dürfte dieser Track das Zeug dazu haben, zum festen Setlist-Bestandteil einschlägiger Clubs zu werden. Danach folgt mein persönlicher Favorit „My Toy“, das vor einem etwas düsterer angelegten elektronischen Hintergrund gekonnt mit den verschiedenen Stimmlagen der beiden Mädels spielt. Im Panzer AG-Remix von „Time is moving“ zieht schließlich Andy la Plegua (Icon of Coil / Combichrist), der als Produzent schon für das Original zuständig war, alle elektronischen Register. Mit sehr originellen Soundspielereien und einem kleinen Augenzwinkern verleiht er dem Titelsong ein völlig neues Gesicht, so daß man fast meinen könnte, ein anders Stück zu vernehmen. Obwohl ich sonst Remixen sehr kritisch gegenüberstehe, könnte ich mich hier fast dazu hinreißen lassen, diesen als Anspieltip zu empfehlen. Dagegen kann der nachfolgende Mix von Negativ Format eigentlich nur abfallen, obwohl die EBM-Version auch nicht von schlechten Eltern ist. Konnte mich das Vorgänger-Album „A Heart Whose Love Is Innocent“ von Tristesse de la Lune noch nicht überzeugen, zeigen die beiden Sängerinnen mit dieser Veröffentlichung daß sie mittlerweile den musikalischen Kinderschuhen (oder soll ich besser sagen Chris Pohl's Schuhen) entwachsen sind. Ein fettes Double-Feature, das neugierig auf das folgende Album macht.