Es ist eigentlich schon eine ziemlich beachtliche Leistung, wenn man es schafft, durch seinen mittelmäßigen Gesang in den 80er-Jahren als Act herauszustechen – und dann zwei Jahrzehnte später immer noch vor allem an diesem Merkmal gemessen wird. Doch genau das scheint der Fall zu sein, wenn man über Trisomie 21 spricht. Philippe Lomprez’ Gesang allein kann es jedenfalls nicht sein, der dafür sorgt, dass die Nachfrage nach Platten der französischen Band auch heute noch – oder besser gesagt: gerade wieder – wächst.
Denn seien wir ehrlich: Wenn man großzügig über die durchgängig präsente, manchmal fast schon wehleidig wirkende Jaulerei hinwegsieht, eröffnet sich eine Welt voller wirklich beeindruckender Klanglandschaften. Diese bieten warme, harmonische und zugleich treibende Melodien, die durch ihre fein abgestimmten Höhen und Tiefen ein ganz besonderes Hörerlebnis schaffen. Gerade dieser Kontrast zwischen energetischen und ruhigeren Momenten macht den Reiz aus und zeigt, dass Trisomie 21 eben doch mehr sind als nur nostalgische Relikte einer vergangenen Dekade.
Besonders bemerkenswert ist die Balance zwischen einem angenehm tanzbaren Beat, der geradezu einlädt, sich im Rhythmus zu verlieren, und den ruhigeren, beinahe meditativen Passagen, die dem Ganzen Tiefe und Ausdruck verleihen. Dieses Wechselspiel sorgt dafür, dass man nicht nur zuhört, sondern tatsächlich eintaucht. So auch beim Album „Happy Mystery Child“, das sich mit seinem unverkennbaren Sound perfekt für Hörer eignet, die reifere, gesetztere Klänge zu schätzen wissen. Ob für ein enges Miteinander, zum Träumen allein oder einfach zum Abschalten nach einem langen Tag – das Album bietet für jede Stimmung eine passende Kulisse.
Ein besonderer Clou ist der immer wiederkehrende Grundton, der einerseits für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt und andererseits wie ein roter Faden durch die Stücke führt. Es ist dieser markante Klang, der die Musik von Trisomie 21 unverwechselbar macht und gleichzeitig so zugänglich hält.
Man muss den Brüdern Lomprez eines lassen: Sie wissen ganz genau, wie man Musik macht, die viel Raum für Interpretationen und persönliche Erlebnisse lässt. Ihre Arrangements sind niemals aufdringlich, sondern lassen dem Hörer die Freiheit, sich selbst darin zu verlieren. Genau das macht sie auch heute noch zu einer spannenden Ausnahmeerscheinung.
Daher sollte man dem „Neuling“ unter ihren Veröffentlichungen zumindest eine kleine Chance geben – vor allem, wenn man bisher noch nicht in den Genuss der Klänge von Trisomie 21 gekommen ist. Den eingefleischten Fans hingegen muss man das kaum erst sagen: Sie wissen genau, was die Band zu bieten hat und werden sich dieses neue Werk ohnehin nicht entgehen lassen. Denn eines ist sicher: Trisomie 21 haben trotz der Jahrzehnte nichts von ihrer Faszination eingebüßt – und „Happy Mystery Child“ ist der beste Beweis dafür.