Die Nordmänner haben meine Wohnung in diesen sonnigen Wochen eingenommen, haben sich in meinem CD Player breitgemacht und nun versuche ich, die Eindücke dieses Besuches zu sammeln und zu beschreiben. Denn ambivalenter konnte diese Eroberung nicht sein : gleichzeitig mit dem vorliegenden Album „Land“ der färöer Wikinger von Týr hat das Ein-Mann Räumkommando SorgSvart ins Kriegshorn geblasen und unterschiedlicher wie diese beiden Ergebnisse gehts fast nicht, auch wenn beide unter der Beschreibung Viking Metal aus den Boxen quillen. Týr segeln seit 2000 auf den Meeren und besingen die Geschichte ihrer Heimatinseln. Dabei ist besonders das 2003er DebutAlbum „Eric the Red“ in den Ohren hängengeblieben, daß vielerorts gute Kritiken einheimste und dermaßen oft in den Läden durch einfallende Wikinger geplündert wurde, daß Napalm 2006 ein Re-Release nachreichten. „Ragnarok“ sollte 2006 die Götterdämmerung verkünden, war aber doch nicht der gewünschte Faustschlag von Onkel Odin und so konnte man nur hoffend gespannt sein, wie die dritte Langgrille werden würde. Über die Konzeption der lyrischen Inhalte und die Verwendung der „Insel“typischen Melodien will ich mich wirklich ungerne auslassen – die Bandinfo ist leider wiedereinmal so nervig-einzigartig, daß einem fast der Spaß vergeht. Nur soviel : Týr singen über den Kampf gegen die Christianisierung ihrer Heimat, die Unterdrückung der armen Wikinger zu der Zeit und die Rückbesinnung zum alten Glauben und alten Riten. So weit so normal. Ist ja auch in Ordnung, worüber soll man als Wikingmetaller auch sonst singen? Worauf Týr besonders wert legen : anders als „unzählige andere, vermeintliche Viking-Metalbands“ ist die Musik von Týr authentisch und richtige Winkingermusik. Blablabla. Kann nicht mal eine Band einfach zugeben : „Hey, Wikinger sind cool und deswegen singern wir einfach gerne darüber und bauen etwas folkloristische Parts mit ein“...... ? Ist scheinbar schwer, wenns true sein muss. Also schnell weiter zum wichtigen Teil : die Musik. Nach dem vertrackten „Ragnarok“, daß leider zu sperrig war um wirklich gefallen zu können, haben Týr sich wieder etwas an „Eric the Red“ orientiert und die Lieder lassen sich etwas leichter aufnehmen. Damit sind sie aber noch fern von einer Eingängigkeit à la 1Mann1Riff-Quorton. Insgesamt haben Tyr wesentliche Elemente des normalen, eher altmodischen Metal und Progressive Metal in ihren Sound integriert und sind sozusagen die Dream Theater des Viking Metal. Der Gesang von Heri Joensen ist dabei immer clean, die Chorgesangseinlagen schön rau und der Sound sehr gelungen. Nach einem typischen folkloristischen Intro inklusive Märchenonkelerzählungen und fettem E-Gitarren-Einsatz zum Ende hin geht es richtig los. „Sinklars vísa“ ist mein Favorit auf dem Album, eigentlich sogar das einzige Lied, das mich absolut überzeugen konnte – schöne Refraingestaltung, tolle Chöre, nicht zu viele Soli und Melodiewechseln sondern eine gekonnte Aufarbeitung und Veränderung der Hauptmelodie durch leichte Notenwechsel. Sehr gut und Anspieltip eins. Die nächsten Songs bieten eine vertrackte Mischung aus tollen Gesangs- und Chorpassagen und schwerer zugänglichen Instrumentalfrickeleien und Soli. „Gátu ríma“ und das ruhig beginnende „Valkyrjan“ sind meine weiteren Anspieltips, aber auch der Rest des Materials ist auf jedenfall spielerisch und über weite Strecken kompositorisch über dem Durchschnitt in der Metallandschaft. Was mir aber einfach fehlt ist eine Stelle, an der mich die Band einfach mal erobern kann. Immer wieder kommen diese tollen Gesangspassagen, die Melodien sind in diesen Momenten eindeutig durch altes Liedgut beeinflusst und es kommt „Wikinger“Stimmung auf. Aber sobald ich richtig drin bin und mich in met-seelige Schunkellaune gebracht habe folgen 2 Minuten Standartmetal mit Solis und Melodiewechseln oder eine andere Gesangspassage mit ganz anderer und zunächst garnicht passender Melodie. Das ist ja eigentlich schön und wünschenswert, weil sich damit die CD nicht auf Anhieb erschließt und einigen Langzeitspaß bieten könnte. Der wiederrum ist aber nur dann möglich, wenn es da eben Melodien gibt, die man unbedingt wiederhören will. Und die sind mir zu selten vorhanden auf „Land“. Viel zu oft kommen mir die Riffs bekannt vor und viel zu oft will ich vorspulen, wenn eine nervige Stelle mitten in einen liebenswerten Part platzt und alle Stimmung fahren lässt. Enttäuschend ist außerdem, daß „Hail to the Hammer“ bereits zum vierten Mal auf einer Týr Scheibe gelandet ist (Demo, How far to Asgaard, Eric the Red, Land) und zumindest meine Promo, die PresseInfo und die Homepage nicht erwähnt, daß es ein neu eingespielter, älterer Song ist oder warum er immer und immer wieder gepresst wird. Wenns eben die Bandhymne ist, dann darf man das ruhig sagen, denn so kann ich die Melodie zwar als sehr positiv beurteilen (ich mochte den Song schon immer), aber da es die bereits seit 8 Jahren gibt ist sie nicht zur „Land“ zuzurechnen. Ich bin mir sicher, daß die CD einige Freunde finden wird. Ihr fehlen zwar eindeutig ein oder zwei Kracher von „Eric the Red“ aber ansich ist das Album durchaus gelungen. Nur sollte man eben eher (Power)Metal Bereich und Progressive Metal erwarten, der mit traditionellen skandinavischen Melodien verbunden wurde und nicht eingängigen Vikingmetal à la Falkenbach, Bathory,....