Dan D'Anyou kann schlecht als Newcomer bezeichnet werden. Schon 1992 war er als Sänger Mitbegründer der Band "Black Mystery", für die er ab etwa 1997 nur noch alleine verantwortlich war. Zur Jahrtausendwende beendete er diese Phase seines Lebens und erschuf stattdessen das Solo-Projekt "Toxic·N·Blue". Musikalisch tritt er damit das Erbe des Vorgängers an und bleibt den Synths und dem tiefen Gesang treu. 2002 veröffentlichte er die MCD „But not tonight“ im Eigenvertrieb, wonach er jedoch bis 2006 pausierte, um schliesslich das Begonnene weiterzuführen. Erstes Ergebnis ist die vorliegende Doppelsingle "Into My Memory / Ship Of Martyrs", auf der er aus seiner 80er-Nostalgie kein Geheimnis macht und in die Fußstapfen von Depeche Mode und And One tritt bzw. anscheinend gerne treten würde. Bei dem Stück "Ship Of Martyrs" teilt sich D'Anyou den Gesang mit Joke Jay, der auch schon 1992-2001 bei And One Vocals und Drums beigesteuert hat. Die Komposition wirkt zwar rhythmisch und melodisch nicht unausgefeilt, aber gleichzeitig überladen und teilweise unvorteilhaft dissonant. Gesanglich beschränkt sich D'Anyou zum Grossteil darauf, auf einer mittleren Tonhöhe anzusetzen und im Verlauf der Textzeilen immer wieder in Richtung tieferer Stimmlagen abzudriften. Diese Tendenz wird ihm bei dem Lied "Into My Memory" zum Verhängnis, da man sich kaum des Eindrucks verwehren kann, dass hier seine Gesangsleistung sein vorläufiges Ende gefunden hat, tiefer kommt er mit seiner Stimme wohl nicht. Die Melodien sind insofern bei beiden Liedern simpel gehalten und auf Wiederholung ausgelegt. Allerdings erscheint "Into My Memory" nicht mehr so überladen und kommt insgesamt harmonischer daher. Der Unterschied zwischen den jeweiligen "Album Versions" und "Extended Versions" besteht meines Erachtens hauptsächlich in einem ausgedehnten, instrumentalen Anfang und dem Einschub einer etwas längeren Zwischensequenz. Der Einsatz der Effekte variiert etwas, allerdings wird hier auch keine Spannung aufgebaut, die jemanden dem Refrain oder einem anderweitigen Klimax entgegenfiebern lassen würde. Der "Paralyzed Remix" von "Ship Of Martyrs" verspielt leider die markanten Synths der "Album Version" und verläuft sich in noch austauschbareren Pop-Gefilden. Der "Collapsed System Remix" beginnt druckvoll, die verzerrte, hochgezogene Stimme kontrastiert zunächst mit der tiefen Bassline und dem betonten Kick. Ein Problem ist jedoch der dann einsetzende, monotone Synthie-Sound, der mir vorkommt als ob jemand vor einem Keyboard steht und alle 5Sek eine Taste gedrückt hält, ohne das es die Stimmung unterstützen würde. Das rhythmisch bedingte Moment geht im Verlauf leider verloren zugunsten eines immersions-resistenten Patchworks aus Klängen und Effekten. Dies trifft auch auf den "Wamb Remix" von "Into My Memory" zu. Hier wird D'Anyou's klarer Gesang stellenweise mit einer verzerrten Form desselben unterlegt, allerdings wirkt es deplatziert und eine konsistente Atmosphäre wird verfehlt. Dan D'Anyou verkündet auf seiner Website "toxic·N·blue will das Rad der Musik sicherlich nicht neu erfinden" und hält sich daran, trotzdem wirkt das Material etwas angestrengt und zusammengewürfelt. Die angeblich "experimentellen Sequenzen" sind mir verborgen geblieben. Was den Hörer also erwartet sind bekannte EBM-/Electropop-Muster im Sinne von Depeche Mode, And One oder auch NoyceTM, jedoch nicht immer erfolgreich umgesetzt.