Der Schwarzwald ist die Heimat von nervenden Zeitmessern, Frauen mit roten Bommeln auf dem Kopf und der Klinik, die vielen Fernsehzuschauern Hirn, Herz und Zeit raubte. Außerdem gibt es natürlich auch jede Menge Natur und in ihr jede Menge Krabbelvieh. Und seit Anfang des Jahres soll man nun offiziell eines dieser Exemplare anfassen: Touch the spider! Der Name steht für Rock, Doom Metal, kurz erdige Gitarrenmusik von zwei Herren, die so richtig loslegen. Der Erstling „I spit on your grave“, der im Februar 2009 erschien, war gleich eine DoppelCD mit reichlich rockigem Material. Kaum ein halbes Jahr später erscheint nun „Souls for sale“ mit weiteren 15 Tracks. Alles ist selbstaufgenommen und -produziert, die Alben wurden in Digipacks verpackt (von denen das Debutalbum wirklich grauselig aussieht, „Souls for sale“ hingegen wirklich schnuckelig und schön morbide daherkommt) – da steckt wirklich viel Herzblut dahinter. Und die Menge an Material überrascht und erschlägt den Hörer auch zunächst. „Souls for sale“ – Eigentlich hatte man sich ja gewünscht, dass die beiden Herren nach ihrem Erstling aus den Fehlern (Quantität statt Qualität) lernen, sich in ihre Schwarzwälder Gruft verschanzen und bei einer leckeren Kirschtorte am Konzept „weniger ist mehr“ arbeiten. Doch falsch, die Ideen sprudelten zahlreich (aber leider nicht einfallsreich) und kein halbes Jahr später knallen wieder 15 kurze Rocksongs auf mich ein und sie wirken noch schneller niedergeschrieben als beim Debut. Diesmal kann ich nicht einmal einen Anspieltipp geben, weil alles vollkommen beliebig klingt und keinerlei Entwicklung in irgendeine Richtung zu vermerken ist. Touch the spider! Ich würde wirklich gerne sagen, dass man die Spinne berühren sollte. So viel Eigeninitiative, so viel Potenzial (erdiges und geiles Gitarrenspiel)... Aber was hilft das alles, wenn sich die beiden Herren nicht die Zeit nehmen und 2/3 der Lieder aussieben und den Rest richtig ausarbeiten? Hoffentlich kommen im Februar 2010 nicht weitere drölfzig schnell runtergespielte Rockkracher. Lieber wäre mir ein Jahr Verschnaufpause und dann 8 richtig gute Songs.