Todesstoß ist eine Randgruppenerscheinung einer Randgruppe. Begonnen als avangardistischer Bastard des suizidalen Blackmetal mit fiesem Gekeife, miesem Sound und karger Melodik vor gut 12 Jahren wurde aus dem Soloprojekt des vielseitigen Künstlers Martin Lang bald eine Art neue Kunstform. Unzählige selbstproduzierte MCDs, Cds und SplitCDs haben aus Todesstoß einen Geheimtipp für all diejenigen gemacht, die es wirklich hässlich mögen. Nun hat Herr Lang ein eigenes Label gegründet und veröffentlicht nun offizielle Todesstöße - "Säuglingshängwerk Aushilfsheins" aus dem Sommer letzten Jahres macht da keine Ausnahme und ist ein typischer Beitrag zum Gesamtkatalog. Alle Fans und an akustischen Schmerzen Interessierte dürfen gerne weiterlesen. Aber was hören wir da: Ein wenig erinnert das Treiben an Apruptum oder ähnliche Klangkollagen-Macher, gemischt mit Früh-Phasen-Bethlehem-Orgien. Unter ständigem Einsatz vor sind hin schreddernder E-Gitarren im Nebenzimmer, die erst gar nicht um einen nachvollziehbaren Songaufbau bemüht sind und die ab und an durch Drums unterstützt werden (nochmal einen Raum weiter) hören wir einen Sprecher, einen panisch-irren Erzähler, Keifen, Kinderschreie, Babyweinen und viele obskure und verstörende Dinge. Damit sind wir bereits beim Hauptadjektiv für die "Musik" von Todesstoß: verstörend. Als langjähriger "Fan" der akustischen Beiträge vermute ich bei diesem Werk ein tatsächlich vorhandenes "Drehbuch" – dies muss nicht immer der Fall sein, manch eine Veröffentlichung soll laut eigener Angabe von Martin Lang spontan eingespielt worden sein. Nicht so auf "Sauglingshangwerk Aushilfsheins" – die einzelnen Melodiefragmente tragen zu einem Spannungsaufbau bei, es finden sich wiederkehrende Themen und die Stimmung wird mehr und mehr apokalyptisch. Soundtechnisch erschallt das Werk auf einem für Todesstoß sehr hohem Niveau, also für Otto-Normal-Verbraucher unterirdisch. Leise aufgenommen, die sprachlichen Beiträge sind kaum oder gar nicht zu verstehen, Instrumente sind immer wieder unterschiedlich laut und gut aufgenommen worden – aber es wirkt alles zumindest für den interessierten Fan geplanter als sonst. Das 30minütige Titelstück ist ein akustischer Horrortrip, der wirklich nur etwas für Leute ist, die zuviel Zeit mit Musik verbringen und einfach Lust auf "mehr" haben. Das folgende "Spannunggstrauma x" ist nicht weniger irre, gerade das vollkommen entfremdete Kichern bei gleichzeitiger vollkommen in den Hintergrund abgemischter E-Gitarre bei circa Minute 8 ist eine Freude. Oder so. Zusammen mit dem die Musik auch optisch wirklich gut einfangende Coverartwork hat der masochistisch veranlagte Musikfreund hier wirklich etwas Feines für das eigene CD Regal. Ich kann jeden verstehen, der Todesstoß meidet oder zumindest ratlos ignoriert. Ich kann es mir auch nicht immer anhören. Eigentlich sogar eher sehr selten.Aber dann ists genau das richtige. Und in jedem Fall mal was anderes.