Bereits vor Erscheinen ihres ersten offiziellen Longplayers hatte die Brandenburger Electro-Formation To Avoid einen Auftritt als Support für Agonoize, die am 14.10.05 das Top Act in Zapfendorf beschallten, und damit gleich eine ideale Gelegenheit, einige Appetizer unters geneigte Volk zu bringen. Eine Woche später ist nun nach einer langen, intensiven Arbeitsphase „Voyage into the past“ am Start bzw. im Handel erhältlich. Der plakative Albumtitel ist vor allem in musikalischer Hinsicht eine Reise in die Vergangenheit. Denn dass die beiden Musiker M.A.R.C. und grandT schwer im Electro/EBM der 80er und 90er Jahre verwurzelt sind, merkt man recht schnell: Düstere Synths, kernige midtempo-Beats sowie die obligatorischen Voice-Samples – alles eher mit Hang zum Minimalismus als zum wuchtigen, schnellen Hardbeat-Electro heutiger Tage – und die Erinnerung an verdienten Electro-Größen wie Leather Strip, YelworC oder FLA begegnen dem Hörer auf „Voyage into the past“. Neu – außer der inzwischen verfeinerten und ausgefeilteren Produktion mit neuem Equipment – ist hier nicht viel: keine Frickeleien, Überraschungen und überladenen Effekte, kaum Experimente – kurz gesagt: Songs, die hier und da leider eher am Gehör vorbeirauschen, statt sich festzusetzen. Selbstverständlich war auch in der Electro-Szene der vergangenen zwei Jahrzehnte nicht alles Gold was glänzte. Doch dafür war der Sound o.g. Bands NEU, anders und spannend und füllt auch heute noch Tanzflächen. To Avoid werden mit ihren meist schlichten, bislang sogar etwas einfalls- und belanglosen Kompositionen womöglich nicht dieselbe Stimmung erzeugen können – zu dünn, zusammengestückelt und bemüht wirkt ein Teil der Songs („Instrument of the death“ ist so ein Fall), während Tracks wie „Deep“ (YelworC lassen grüßen!), „Wake up“, „Strange Day“ oder „Sowing the seeds of violence“ durchaus Charisma und Atmosphäre ausstrahlen. Dennoch bleibt nach elf Tracks und etwas über 40 Minuten Spielzeit das etwas schale Gefühl, einen Großteil des Albums einfach überhört zu haben. Sehr schade, denn neue Bands, die den Geist der alten Haudegen wiederbeleben, bräuchte die einschlägige Musiklandschaft ganz dringend! Thematisch dreht sich bei M.A.R.C. und grandT alles um das eigene Alltagsleben mit seinen positiven wie negativen Seiten und Facetten – Lyrics sind im Promo-Booklet leider noch nicht zu finden. Als erklärter Fan der elektronischen 80er und 90er fällt eine Beurteilung dieses Albums wirklich schwer: So schrammt es an der „richtigen“ Enttäuschung nur knapp vorbei, hat aber durchaus seine starken Momente. Ob es „To Avoid“ mit diesen Tracks auf die Dancefloors schaffen ist zu bezweifeln. Da greifen die DJs dann wohl eher auf „Bewährtes“ zurück. Die beiden Soundtüftler und ihr Projekt sollte man dennoch unbedingt im Auge und natürlich auch im Ohr behalten!