Heutzutage muss alles kategorisiert und generalisiert werden. Jede Band wird regelrecht einer Bestandsaufnahme unterzogen und in ein Genre gepresst. Thorn.Eleven haben sich seit ihrer Gründung 1996 gegen solche Konformitäten gewehrt und legen gerade auch bei ihrer neuen Platte "A Different View" Wert darauf. Ihnen kommt es allein darauf an, ob ihre Musik rockt. Und das tut sie, egal ob man sie nun als Alternative Rock, Nu-Metal oder etwas anderes bezeichnen möchte. Nach ihrem erfolgreichen, selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahre 2001 haben sich die drei Heidelberger Zeit gelassen, um den Nachfolger auf die Beine zu stellen. Dieser präsentiert sich nun im wesentlich rockigeren Gewand als sein Vorgänger. Der Titel "A Different View" ist damit auch bezeichnend für den musikalischen Wandel der Band. Dennoch ist die Veränderung nicht so tiefgreifend, wie vielleicht der eine oder andere befürchten mag. Thorn.Eleven machen immer noch druckvolle Musik, die jetzt aber noch etwas mehr Gefühl dazu bekommen hat. Deshalb ist "A Different View" wohl auch rockiger ausgefallen. In den drei vergangenen Jahren hat sich die Band eben nicht nur technisch, sondern auch musikalisch weiterentwickelt. Der Opener "Goddamm Me" zeigt dann auch gleich, wo der Hammer hängt. Massive Gitarren, aufwühlendes Tempo und melodischer Refrain, was will man mehr. Aber es geht auch anders. Die erste Singleauskopplung "Bastard Former Self" ist noch wesentlich melodischer ausgelegt und tendiert teilweise schon fast in Richtung Ballade. Die bekommt man in Form von "Maze" präsentiert, einem wunderschönen Stück, dass von Akustikgitarre und Frontmann David Beckers Stimme lebt. Doch Thorn.Elevens Schwerpunkt liegt eindeutig nicht bei Balladen oder ruhigen Liedern. Songs wie "Hollow", aus dem noch einmal der Metal des Debütalbums herauszuhören ist, oder "Let You Down" werden sowohl Hallen füllen, als selbige auch zum Kochen bringen. Dabei können Thorn.Eleven auf ihrem neuen Album fast mit jedem Song überraschen, denn die Formation bietet ausgereifte Vielfalt, mit der sie ziemlich locker so manche momentan angesagte, internationale Größe in die Tasche stecken können.