Es hellt sich auf bei Then Comes Silence: Als die schwedischen Post-Punker ihre musikalische Reise begannen, bewegten sie sich noch auf tradiert düsteren Pfaden, die das Genre vorgab. Doch Alben wie das 2015 erschienene "Nyctophilian" und dem zwei Jahre später nachgeschobenen "Blood" (sogar über das renommierte Metal-Label Nuclear Blast veröffentlicht), fügten einige Risse in die dunkle Schale der Skandinavier zu. Weitere zwei Alben später klingt "Trickery" wie die Vollendung einer Metamorphose, sowohl musikalisch, als auch textlich.

Für das neue Album hat die Gruppe um Sänger Alex Svenson den Klanghorizont um den Einsatz des Synthesizers erweitert. Das haben sie bereits schon früher gemacht, und Elektronik gehört seit jeher zum Bestandteil diverser Post-Punk-Combos. Bei Then Comes Silence nehmen die Musikmaschinen jedoch einen gewichtigeren Part als in den Anfangstagen ein. Sie verleihen den Songs einen teilweise sehr poppigen Anstrich wie es "Ghost House" vormacht, zerren andererseits ein Stück wie "Feel The Cold" in eine markig-elektronische Ecke.

Bei aller Synth-Ästhetik bleiben die Songs weiterhin dem klassischen Rock('n'Roll) verpflichtet. Gerade bei "Dead Friend" gehen die Jungs, das Tempo betreffend, richtig steil. Da streichen sie das "Punk" in Post-Punk noch einmal dick rot an. Dagegen wirkt "Tears And Cries" mit seinem markanten Shuffle extrem luftig und - man kann es nicht anders sagen  - geradezu sonnendurchflutet. Nun macht diese ja laut einem weit verbreiteten T-Shirt- und Taschenspruch albern, bei Then Comes Silence wirkt sie aber wahre klangliche Wunder.

"Trickery" gelingt das Kunststück, eine perfekte Mischung aus Eingängigkeit und Szenekredibilität zu präsentieren. Denn wenn es bei "Stay Strange" unter schrebbeligem Gitarrensound im Refrain heißt: "Stay strange and pure at heart", dann ist das nicht irgendein abgeschmackter Kalenderspruch, sondern der authentische Rat einer Band, die mittlerweile sich selbst immer besser versteht und das Anderssein auf ihre Art und Weise zelebriert.

Früher behandelte das Dreiergespann in seinen Liedern zum Teil mystische, transzendente Themen. "Trickery" begibt sich aber dieses Mal auf die Suche nach den weltlichen Belangen. Zwangsläufig landet man da auch beim großen Gefühl der Liebe und Freundschaft. Der Longplayer blickt aber auf den Moment des Auseinanderbrechens und des Verlusts eben dieser. Soweit bleiben sie damit zwar in bekannten Textmustern verhaftet, die aber in Verbindung mit Svensons markanter Stimme und dem akkuraten Sounddesign nie verkitscht oder stereotyp wirken. Der Frontamnn selbst hat in einem Interview nicht ohne Stolz gesagt, dass er das Songwriting auf "Trickery" für sein bislang bestes halte. Diese hohe Meinung darf er durchaus haben, denn derart pointiert waren die Songs bei Then Comes Silence selten.

Wenn man als Rezensent mit Begriffen wie "Meisterwerk" oder "Meilenstein" um sich wirft, darf der Maßstab nicht zu niedrig angelegt werden. Denn dann werden diese Wörter inflationär gebraucht und verlieren an Wert. "Trickery" kann man jedoch guten Gewissens als solches bezeichnen, denn die zwölf Songs sind für sich genommen schon bockstark, fügen sich aber auch perfekt in den angelegten Spannungsbogen des Albums ein. Dass es nicht die volle Sternewertung gibt, liegt nur daran, dass man das Gefühl nicht los wird, dass das noch nicht die Ende der Fahnenstange sein wird. Then Comes Silence haben sich zu einer der ausdrucksstärksten Bands im Post-Punk-Sektor gemeistert, die in naher Zukunft als Referenzpunkt für den Sound anderer Bands herhalten könnte."Band XY klingt wie Then Comes Silence" könnte es dann bald in Musikkritiken heißen.