Eine Band die sozusagen Musikgeschichte geschrieben hat, legt mit "Storm" ihr neues Album vor und stellt damit auch gleichzeitig ihre neue Sängerin namens "Nell" vor. Theatre Of Tragedy waren eine der ersten Bands, die Experimente wagten, welche heutzutage fast schon abgedroschen wirken! Zu Zeiten der zwei ersten Alben der Band aber war es noch neu. Diese Elemente waren der Einsatz einer lieblichen Frauenstimme neben den "growls" des Sängers, sowie vielen synthetischen Sounds in Form von Flächenklängen und Pianoklimpermelodien. Der selbstbetitelte Erstling der Band konnte dadurch - trotz einigen Schwächen bei Songwriting und Produktion - einige Aufmerksamkeit im Lager der Fans von hartem und dunklem Metal ernten. Zwar war die Musik noch relativ Doom - und Deathmetal beeinflusst, die neu integrierten Elemente aber hoben die Platte über den Durchschnitt und viele Stücke dieses Albums sind auch heute noch hörenwert. Man verfeinerte diesen Stil mit "Velvet Darkness They Fear", welche dann auch etwas mehr vom Doom in Gothic Richtung wechselte. Der Trend wurde mit "Aegis" fortgesetzt. Diese zwei Alben sind immer noch Standards, an denen sich heutige Nachahmerbands messen lassen müssen! Natürlich war der Aufschrei groß unter vielen Fans der Norweger und des doch durchweg immer noch harten und dunklen Sounds, als mit "Musique" plötzlich ein Werk erschien, das sich vielen elektronischen Klängen hingab und sogar teilweise in poppige Gefilde vorstieß. Naja, eine Band hat sicher das Recht, mal was anderes zu machen, daher sehe ich diese Veränderungen persönlich eher locker. Ebenso das folgende und letzte Album mit der Sängerin Liv Kristine namens "Assembly". Um aber ehrlich zu sein, diese Platte enthält teilweise doch Füllmaterial. Zwar auch einige recht gute Titel, kann aber im gesamten nicht mit den zwei vorgenannten Klassiker Alben mithalten. Es scheint evtl. schon ein Vorbote auf das nicht mehr optimale Verhältnis innerhalb der Band gewesen zu sein....jedenfalls folgte wie aus heiterem Himmel die Trennung der Band von ihrer langjährigen Sängerin. Mag sein, dass es musikalische Differenzen waren, oder aber persönliche Probleme. Interesant fand ich die Bemerkung des Keyboarders der Band in einem Interview bei laut.de auf die Frage, ob es ihn nerve, dass Liv Kristine immer im Vordergrund stehe: "Nun, sie ist blond und hat Titten...". Klingt irgendwie nicht sehr respektvoll :). Naja, soweit ein bisserl zur Vorgeschichte von "Storm". Nell - keinesfalls eine Anfängerin - ist langjährige Sängerin bei einer Band namens "The Crest", welche ich leider nicht kenne, wie ich zu meiner Schande gestehen muß. Ihre Stimme ist schon etwas anders als die von Liv, irgendwie energetischer und mitreissender. Im T.O.T. Forum wird die Musik von "Storm" mit "dark-edged Rock" bezeichnet, was ich durchaus passend finde. Man ist wieder etwas härter geworden, ohne aber an ganz alte Doom-Death Zeiten anzuknüpfen. Es finden sich einige Ohrwürmer auf "Storm", der auch als Single ausgekoppelte Titelsong geht dabei mit gutem Beispiel voran. Und doch lassen auch die beiden Gitarristen mit ein paar harten Riffs ihr Können aufblitzen d.h. die poppige Richtung von "Assembly" wurde nicht immer fortgesetzt, ebenso wird erheblich weniger Elektronik eingesetzt. Raymond benutzt wieder mal einen seltsamen Akzent, der seinen Vocals irgendwie eine interesante Note gibt, wie ich finde. Mir gefällt das Album ziemlich gut, es macht Spaß es zu hören. Schade ist nur, dass nicht 1-2 wirklich harte und düstere Titel ihren Weg auf den Silberling gefunden haben. Einige Schwächen des Songwritings, die doch bei 2-3 Titeln zutage treten, werden glücklicherweise durch den guten Gesang von Nell übertüncht, sodass sich die Wahl der Band hier als Glückstreffer erweist. Wirklich schlechte Songs gibt es zwar nicht zu hören, aber gegen Ende hin, schwächelt das Album etwas - schade. Vermutlich wird ein wahrer Metaller von "Storm" nicht zufriedengestellt, aber Fans von dunkler, melodischer, zuweilen melancholicher Rockmusik mit einigen härteren Passagen schon. Ein ordentliches, wenn nicht sogar gutes "comeback" von Theatre Of Tragedy, das leider aber aufgrund beschriebener Schwächen keine komplette Euphorie auslöst.