Die Schweizer Pioniere des Alternative-Industrials mit Ambient-Einschlägen standen Gitarren bisher eher kritisch gegenüber, umso mehr überraschte es im letzten Jahr, als man den Gitarristen Vincent Hänni engagierte und eine Reihe von Unplugged-Konzerten absolvierte. ‚Knock on Wood’ dokumentiert diesen Ansatz, wobei man anscheinend nicht von vorneherein darauf aus war, Live-Aufnahmen zu veröffentlichen. Für ‚Knock on Wood’ ging man vielmehr in der neuen, erweiterten Besetzung ins Studio um eigene Songs und Coverversionen, die live beim Publikum gut angekommen waren, im professionellen Ambiente neu aufzunehmen. Nun mag man sich fragen, inwiefern die Rechnung überhaupt aufgeht, wenn eine Band, die zwar vom Scope her sehr breit aufgestellt ist, als Konstante jedoch bisher die Elektronik vorweist, sich der handgemachten Musik hingibt. Das Ergebnis lässt sich nicht so recht in eine Schublade stecken. Vielmehr pendeln die Interpretationen zwischen Indie-Liedermachertum und rauchigem Alternative-Western. De meisten Songs gemein ist, dass es die Gods hinbekommen, den Spannungsbogen immer wieder aufs Neue aufzubauen und trotzdem nicht in ein Schema verfallen, wie es so manchem Acoustic-Ansatz in der Vergangenheit ergangen ist. ‚Our House’ oder ‚She Rains’ laden zum entspannten Zuhören ein, ‚I’m the Drug’, ‚Gasoline Man’ oder ‚Lounge Route’ liefern die gewohnte Dynamik der Young Gods und ’Charlotte’ mit Akkordeon, Gitarre und dezentem perkussivem Geraschel erinnert nicht nur durch den französischen Text an die Musik aus der Hauptstadt mit dem Eifelturm. Die DVD des letztjährigen Konzerts aus Zürich unterscheidet sich von der CD in zwei Songs, dem Cover von ‚Everythings in the Right Place’ von Radiohead und der Interpretation von Hendrix’ ‚If Six was Nine’. Letzteres macht ganz besonders Spaß, da man mit der Gastsängerin Erika Stucky eine Vollblutentertainerin eingeladen hat, die Geräusche-mäßig und stimmlich alles aus einem ‚My First Sony-Vocoder’ herausholt. Visuell spielt sich das Konzert unspektakulär in Wohnzimmeratmosphäre mit leichten Rockpalast-Überblendeffekten ab – passend zum Unplugged-Ansatz. Ein schönes Bonbon stellen die drei ‚Take-Away-Songs’ dar, die unkonventionell im Gehen auf der Strasse oder inmitten eines Kunstwerks im Museum aufgenommen wurden und ästhetisch und sympathisch zugleich wirken. ‚Knock on Wood’ lässt einen nicht gerade staunend mit offenem Mund zurück, zeigt jedoch gut den musikalisch wertvollen Gesamtbeitrag der Young Gods zur schweizerischen Musikszene und deren Flexibilität auf. Nach Landschaft, Schokolade und Raclette also ein weiterer Grund sie saftig grüne Alpenrepublik in sein Herz zu schliessen.