Die Hex‘ schleicht umher und stellt sich und die ihr zugedachte Stunde des Tages vor: Schrecklichst Willkommen in der Welt von The Vision Bleak! Schwadorf und Konstanz verzaubern die ritenwillige Fanschar mit ihrem fünften Teufelswerk. Hier muss niemand ob finsterer Praktiken und geheimer Riten verbrannt werden, denn Witching hour ist ein straighter Besenritt‘ und man kann dem unheiligen Duo nur zu einem ihrer gelungensten Werke beglückwünschen. Bei der Rezeptur sind die beiden Herren ihrer bisherigen Braukunst treu geblieben: Ein solcher musikalischer Zaubertrank braucht ein klein wenig Schauer, derbe Riffs und etwas aufgebauscht-pompösen Gesang. Um den Wirkungsgrad wieder mehr zu erhöhen besann man sich der Tugenden der ersten beiden Schlücke: Witching hour rockt direkter und klarer um das Feuer herum. Das freut die Vision Bleak Jünger, mir ists zu straight, verbinde ich doch mit dem Hexenkult eher den Schauer, den man beim Blick auf das gelungene Coverartwork erahnt oder beim Hören des fies-bedrohlichen Intros „Witching hour“ durchlebt. Doch „The witch is born“ und das anschließende „The blocksberg rite“ fegen jegliche Morbidität hinfort. The Vision Bleak bauen einen solchen Druck auf, dass die Steine des Kindergefängnisses bröseln. Die „Cannibal witch“ treibt dann als doomiger Stampfer ihr Unwesen doch vor allem „The wood hag“ (dessen wundervolles Video an die Puppenwerke von Tim Burton erinnert (2ter Link!)) nimmt sich ein wenig mehr Zeit für düsteren Schauer. Der „Hexenmeister“ zeigt sich dann im metallischen Gewande, „Pesta approaches“ greift auf Zutaten des 80er Düsterrocks zurück, das Bonusstück „The call of the banshee“ könnte sich als idealer Kandidat für walpurgische Tänze erweisen und schließlich beendet „The valkyrie“das Album mit epischem Refrain. Man merkt es vielleicht: für mich sind Hexen eher geeignet für Alben wie „Hexerei im Zwielicht der Finsternis“ von Aghast – düster, morbide, verängstigend. Doch The Vision Bleak bringen ein machtvolles fünftes Album heraus – vielleicht das stärkste Gebräu ihrer bisherigen Diskographie. Dass alle 5 ähnlich wirken ist klar dem eingeschränkten Zutaten-Mix geschuldet, aber letztendlich kann man Schwadorf und Konstanz nur beglückwünschen: Bei diesem Hexenhäuschen kann man mit Genuss an jeder Stelle knabbern.