Was könnte man von einem Projekt erwarten, das sich The surreal Funfair nennt. Sicherlich kein alltägliches Easy Listening Erlebnis. Und richtig – das vorliegende Album des berliner Solo-Künstlers Sascha Beyer bietet eine spannende Reise durch elektronische Welten, die er in den Jahren unter dem Namen The Surreal Funfair komponiert hatte. Verliert er sich dabei im Willen, mit allen Mitteln besonders zu sein oder kann der Rahmen und die Ideen das Außergewöhnliche zusammenhalten? Immerhin heißt das Album selbst ja bereits "Navigation lost" "Winnetou 1" ist ein sehr behäbiger Track, bei dem die vereinzelten Pieps- und Quäkgeräusche den gewöhnlichen Rahmen kaum belangen können. Klingt ein wenig wie die beginnenden 80er und die Synthieexperimente der damaligen Zeit – immerhin ist der Gesang mehr als angenehm. Das folgende Titelstück setzt auf Jahrmarktstimmung und ist zusammen mit dem folgenden "Allways know what you say" der eigentliche und gelungenere Einstieg in die Welt vom Surreal Funfair. Erwähnenswert sind in jedem Fall "Mono" mit einer treibenden Melodie, die wunderbar im Spannungsfeld zwischen notwendiger Standardisierung und schrägem Anderssein umhertaumelt. Noch besser klingt das im bezaubernden "Laika" – hier wurde wieder verstärkt auf etwas normalere Sounds gesetzt, denoch passt das Lied schlüssig ins Gesamtkonzept und ist gerade durch die minimale Instrumentierung ein wirkliches Sahnestück. Es folgt noch eine spannende Reise durch schräge Jahrmarkts-, Roboter- oder eben einfach Elektrowelten, zu jedem Zeitpunkt klingen The surreal Funfair besonders und eigenständig, zu jedem Zeitpunkt ist es aber ungewiss, wie groß die mögliche Hörerschaft sein könnte. Ich kann mir vorstellen, dass sich Freunde experimenteller 80er Jahre Musik, Anhänger von Bowie und Konsorten und Fans der Dresden Dolls und anderer Kabarett-Experimente durchaus wohlfühlen könnten. Leicht wird es ihnen auf "Navigation lost" aber nicht gemacht – langweilig wird es aber dafür auch nie. Und endlich Mal wieder ein elektronisches Album, das zu keiner Sekunde auf einen (stumpfen) Bass setzt. Pauken, Trommeln oder einfach schräges Quäken reichen da aus. Ein besonderes Album mit hohem Wiedererkennungswert und in jedem Fall empfehlenswerter als die drölftausend Standartsound-Alben, die jeden Monat auf den Markt stürmen und nur ein Wave/Elektro Schema kennen.