Wo soll man bei den Residents nur anfangen? Schließlich hat man mit dieser Band über 30 Jahre Musikgeschichte vor sich. Also, wo beginnen? Dass sie ursprünglich vom Punk kommen? Dass man ihnen die Erfindung des Musikvideos zuschreibt? Dass sie 1980 ein Album aufnahmen, das nur einminütige Songs enthielt und "The Commercial Album" hieß? Dass sie 1993 einen zehnstündigen(!) Soundtrack für die Sendung Hunter schrieben? Oder dass sie sich in der letzten zeit verstärkt mit Computer-Entertainment-Software beschäftigen? Es ist schlicht unmöglich, diese außergewöhnliche Band mit gewöhnlichen Worten zu beschreiben. Zu vielseitig sind ihre Interessen und so abgefahren ist ihre Musik selbst. Zu ihrem neuen Album "Tweedles" gibt es, wie sollte es anders sein, auch etwas kurioses zu berichten. Ein Fand der Residents, ein junger Mann aus Rumänien, richtet ein modernes Aufnahmestudio ein in der Hoffnung, dass seine Idole hier eines Tages spielen werden. Das Studio der Residents wurde zur gleichen Zeit erdbebensicher gemacht und war damit unbrauchbar. Zufall oder Schicksal, die Residents haben sich in den Flieger gesetzt und sind Richtung Bukarest aufgebrochen. Eine Idee für ein Album gab es zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht und so nahm man kurzerhand alle Geräusche auf, die einem während der Reise über den Weg liefen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass das "Tweedles" mit Flugzeuglärm beginnt. Das eigentliche Reiseziel der Residents lag in Transsilvanien und war ein Ort namens Hunedora. Was lag da näher, als einen Vampir zum Thema des Albums zu machen? Der von den Residents erdachte Spitzzahn ernährt sich aber nicht von Blut, sondern von gebrochenen Herzen. In Hunedora angekommen wurde die Band sofort in den Bann des Ortes gezogen, so dass auch Hunedora in das Album einfloss. Aufnahmen von Kirchenglocken, einem Wanderzirkus und von Straßenmusikanten wurden in den Songs verwoben. Hinzu kommen Einspielungen des Bukarester Filmorchesters, dass einige Interpretationen der Songs zu selbigen beisteuerte. Das Ergebnis ist verwirrend, begeisternd, verstörend und einnehmend. Songs wie Collagen, wie lebendige Kunstwerke, wie ein obskurer Soundtrack. Unmöglich. das Album beim ersten Hören in seiner Gesamtheit zu erfassen. Immer wieder gibt es neues zu entdecken, fasziniert eine andere Stelle, ein anderer Song. "Tweedles" ist kein Album, dass man mal eben konsumiert. Es verlangt Zeit und fordert Aufmerksamkeit. Dafür wird man aber auch mit etwas besonderem belohnt.