Mit Bilie Ray Martin kann ich nicht immer die besten Erinnerungen verbinden, denn was zog sich die halbe Stunde Electribe101 im Innenraum der Frankfurter Festhalle, als Fau Martin und Kollegen als Vorgruppe von Depeche Mode zu punkten versuchten. Dass Billie eine einzigartige Stimme hat, das ist jedoch klar. Und mit ihrem neuen Projekt ‚The Opiates’ zusammen mit Robert Solheim, kommen kleine Wunder heraus. Als Teaser zum Album ‚Hollywood Under The Knife’ erscheint zunächst eine Remix EP namens ‚Rainy Days and Remixes’. ‚Rainy Days and Saturdays’ in der Radio Version lässt die Ausrichtung des Albums erahnen. Die dunklen St Etienne könnte man glauben, wenn man Billie in einer leichten easy-listening-Atmosphäre erlebt, die so easy aber eben nicht ist, denn der Song erzählt die Geschichte eines Transvestiten der den nächsten Schritt zur Selbstfindung angeht. Die große Überraschung ist ein Remix von Chris and Cosey, der den Titel ‚Anatomy Of A Plastic Girl’ in ein Electro-Chanson mit minimalen aber exakt eingesetzten Sounds verwandelt, das begeistert. Subtil plockert der Synthesizer über Flächen der Melancholie; Traurigkeit und Coolness vereint in völliger Perfektion! Kim Ann Foxman nimmt sich ‚Jalousies And Jaelousies’ an und bedient sich eher gediegener House-Elemente, während ‚Silent Comes The Nighttime’ mit sehr direkten Beats im Mittempo Akzepte setzt. Sprechgesang mit Gesangsoverlays verbinden sich hier zu einer geheimnisvollen Mischung, die Billie Ray Martins Stimme in den Vordergrund rückt. Eine wirkliche Überraschung, die man hier unter den Spätsommerveröffentlichungen findet. Das demnächst anstehende Album mit Wolfgang Tillmans Artwork steht damit auf der Liste der spannenden Dinge für den unweigerlich eintrudelnden Herbst…