The Nine - Dreamland

The Nine? Hmm... Kenne ich nicht. Oder war da mal was auf einem Synthpop-Sampler von denen oder haben die mal einen Remix gemacht? Um darauf zu antworten: Schade, ja und ja (u.a. für The Echoing Green, KAJ, Neuropa, Moulin Noir oder auch Iris). Das englische Trio startete mit den beiden Mitgliedern Geoff Pinckney und Ian Davies Anfang der 90er Jahre als Glasshouse. Sie machten Musik, die eine Mischung all ihrer Helden aus den 80ern war. Den größten Erfolg feierten sie als Vorband zu Gary Numans "Emotion Tour" und "Isolate Tour". Später stieß noch Gitarrist Pete Steer dazu, der sie im August 1996 wieder verließ. Damit verband sich auch eine Zeit der Veränderungen und The Nine entstand. Immer noch ideell den 80ern verbunden, aber nun arrangement- und klangtechnisch in zeitgenössischer, neuer und frischer Art und Weise. Intelligente, elektronische Popmusik ist hierfür auch eine gute, allerdings sehr allgemeine Beschreibung. 2000 kam Neil Dansey als Songschreiber und Gitarrist zu The Nine und komplettierte die beiden Gründer und sich damit wieder zu einem Trio. Schon vor seinem Beitritt unterschrieben Geoff und Ian beim amerikanischen Synthpop-Label A Different Drum und veröffentlichten 1998 ihr Debütalbum "Native Anger" (Re-Release 2004), 2001 dieses Album "Dreamland" und 2004 eine Art "Best Of"-Album inkl. verschiedener Remixe "Invasion", wovon bis jetzt jede dieser CDs weit unter ihrer verdienten Beachtung in den Musikläden auf Käufer wartet. "Dreamland" ist kein Synthpop-Album in Reinstform. Stattdessen mit Ecken und Kanten versehen, die es wunderbar abrunden und zum kompletten Hörerlebnis verwandeln. So finden sich nicht nur schnelle und langsamere Synthi-Titel auf der Scheibe sondern auch E-Gitarren, die einigen Songs einen echten Pop-Rock-Charakter verleihen, ohne dass diese damit gleich dem mehr oder weniger typischen Kommerz-Vorurteil ausgesetzt sind. Stimmlich glaubt man manchmal, Geoff zeige leichte Anwandlungen vom verstorbenen INXS-Singer Michael Hutchence (meine ganz persönliche Meinung). Seine Stimme wird somit zu einer Art Markenzeichen des The Nine-Sounds, da sie sich perfekt in die Tracks integriert. Der Sound selbst beinhaltet einige Stilelemente von De/Vision oder Mesh, jedoch dann um einiges eindrucksvoller in Szene gesetzt. Er hat eine Power, die den Hörer bei den langsameren Titeln einfach in den Sessel drückt und bei den schnelleren die Beine oder gleich den gesamten Körper zappeln lässt. Eine Synthpop-Struktur mit mehr oder weniger hohem E-Gitarrenanteil ist die Grundlage eines jeden Titels und dann geht's bswp. in die Down- oder Midtempo-Regionen mit Breakbeats, bombastischen Melodien und komplexeren Arrangements wie bei "Dreamland", "Poison" oder dem grandiosen Abschluss "Sanctuary". Diese Songs sind eher zum Hören geeignet. Tanzorientierte Midtempo-Beats im Breakbeat-Format finden sich bei "Rage" und "Ripped". 4-on-the-floor-Synthpop bieten die Songs "Oblivious" (mit tw. sehr kühlen Elektronikspielereien angehaucht), "Breeze" und "I won't", wovon dieser durch seinen Refrain am radiotauglichsten daher kommt. Die beiden absoluten Dancefloor-Kracher von "Dreamland" sind jedoch das beatlastige "Control" und "Transmission". Ihre Refrains sorgen für eine Gänsehaut und einen inneren Bewegungsdrang, der sich im Normalfall schwer stoppen lassen sollte. Dazu werden sie noch mit einer Ausdrucksstärke vorgetragen, die, wenn der Text bekannt sein sollte, sofort zum Mitsingen animieren. Dieses Album ist nun meine aktuelle Messlatte für VÖs aus diesem Bereich. Und damit sie trotzdem noch gerissen werden kann, lasse ich einen halben Stern durch die nur 'netten' Titel "Oblivious" und "Breeze" weg. KAUFBEFEHL für Fans von ansprechendem, elektronischen Synthpop!!!

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