Als anspruchsvoll wird elektronische Musik meistens dann bezeichnet, wenn sie nicht sofort eingängig, sondern kompliziert konstruiert ist. "Einfaches" Gestampfe wird hingegen als profan angesehen, auch wenn es das Volk tanzen lässt, was die anspruchsvolle Musik ja schon per Definitionem ausschließt. Jérôme Soudan nimmt in dieser Beziehung eine Sonderstellung ein, denn seine Musik gehört zu der anspruchsvollen Sorte und kann dazu noch jede Tanzfläche füllen. Seinen Live-Performances als Mimetic ist dieses Album namens "All My Lives" gewidmet. Wie man es von Jérôme Soudan bzw. Mimetic gewöhnt ist, erscheint auch diese Platte unter einem abgewandelten Mimetic-Namen, den Soudan bekanntlich immer an die jeweilige Veröffentlichung anpasst. Nun also The Mimetic Years. Die geben einen Einblick in die verschiedenen Schaffensphasen von Mimetic, was auch die einzelnen Songtitel erklärt, die sich jeweils auf eine bestimmte Phase beziehen. Die Tracks sind bei Jérôme Soudans Auftritten direkt am Mischpult mitgeschnitten worden, was ihnen ein besonderes Flair verleiht, auch wenn keine Live-Geräuschkulisse zu vernehmen ist. Vielmehr ist es das den Songs anhaftende Organische, ihr Entwicklung über die Spielzeit, das an "All My Lives" so faszinierend ist. Hinzu kommen die Verwendung unterschiedlicher Stile sowie das Pendeln zwischen bombastischem Beat und Soundtüfteleien. Daher kann man das Album rauf und runter hören, ohne dass es eintönig oder einem gar langweilig wird. Dabei reist man mit Jérôme Soudan z.B. nach Madrid, London, Genf, Tokyo oder zum Maschinenfest nach Krefeld. Ein wirklich überwältigendes Album, bei dem die Musik neben anspruchsvoll auch noch andere Attribute wie fesselnd, mitreißend oder beeindruckend verdient hat.