Der Amerikaner Aaron Spectre entpuppt sich auf seinem Debütalbum als kleine Wundertüte. Sein letztes Drumcorps-Album knallte noch wie eine Ohrfeige aus den Boxen. Doch "Lost Tracks" geht in eine ganz andere Richtung. Nichts ist mehr zu hören von Grindcore, Ragga Jungle oder Breackcore. Das Album zeigt Aarons sanfte Seite. Ambient und Chillout sind Begriffe, die auf "Lost Tracks" passen. Weiter gefasst handelt es sich um ruhige, melodische, elektronische Musik. Die sechs Jahre, die es gebraucht hat, bis die neun Tracks zusammen waren, zeigen, dass es sich hierbei um eine nicht so oft zu Tage tretenden Seiten an Aaron Spectre handelt. Besonders der wundervolle Opener "Dulcimer" lässt staunen, denn diese idyllisch-atmosphärische Gefühlslage würde man beim Hören von Drumcorps keinesfalls an Herrn Spectre vermuten. "Lost Tracks" ist aber nicht einfach nur ein Album mit Downtempo-Songs. Allein schon die Kollaborationen mit Lapsed, Aarktica und Kazumi bringen neue Aspekte ein. Seien es Trip-Hop-ähnliche Attitüden wie beim Remix von "Break Ya Neck" von Lapsed oder atmosphärischer Electro-Pop bei Aarkticas "Ocean". Wieder in Richtung Trip-Hop tendiert das wunderschöne "Degrees", das geschickt mit Broken Beats und Pausen arbeitet, die im Kontrast zu Kazumis weiblich-sinnlichem Gesang und zum Gitarrespiel von Jon Derosa stehen. Aber Aaron Spectre präsentiert auch seine düsteren Seiten. Das melancholische "Half Silver" kann man zwar nicht wirklich als dunkel bezeichnen, erklingt aber schon im Dämmerlicht mit seiner sich wiederholenden, einfachen Melodie, den Sprachsamples und dem vor sich hin klickenden Rhythmus. Mit Wiederholungen spielt Aaron Spectre sehr oft, bilden sie doch das Grundgerüst der meisten Songs. Auch das wirklich düstere, hip-hop-ige "Down In The Gutter" baut darauf auf. Sich an den Wiederholungen entlang hangelnd, vollführen die Songs Pirouetten und erfahren kleine Verwandlungen in ihrer Musik. Auf "Lost Tracks" und zeigt Aaron Spectre einmal mehr sein Musiktalent, wenn auch das sanftmütige.