The Human League – Eyes wide shut, so schaut man als erstes auf die neue Zusammenstellung mit dem gelungenen Cover von Pete McKee. Eine Best-Of, die eigentlich gar keine ist, denn der Fokus liegt nicht darauf alle Singles in Reihe zu schalten, sondern die Versionen zu featuren, die man als Wert befunden hat, in dreißig Schritten die Pop-Musik der britischen Elektronik-Institution zu erklären. DJ-Edits, Maxis und Instrumentals werden bunt gemischt und erzählen die Geschichte der Band neu, die bereits 2007 schon einmal compiliert wurde. Eine solch starke Wandlung vom avantgardistischen Elektro-Wave zum lupenreinen Pop hat man in den 80ern nicht oft vorgefunden, insbesondere wenn man neben den Singles auch mal in die Alben hört. Vielleicht lehne ich mich aus dem Fenster zu sagen, dass die Wave-lastigen Anfänge der Band die Sahnestücke sind, dass aber gerade Songs wie ‚Empire State Human‘ von Marsheaux und ‚The Black Hits the Space‘ unlängst von Beborn Beton gecovert wurden untermauert meine Sicht ein wenig. Natürlich sind auch Songs wie ‚Human‘, hier in der 5:00 Maxi Version enthalten hörenswert, allerdings geht die Einzigartigkeit der Band bei den reinen Pop-Aufwartungen in großen Stücken verloren. Sicher ist es die wechselnde Zusammensetzung der Band, die sich 1980 schlagartig änderte, als Marsh und Ware sich entschlossen Heaven17 zu gründen, die dazu beigetragen hat. Fairerweise muss man aber sagen, dass sich beide Gruppen in eine sehr viel tanzbarere, groovigere Richtung entwickelten und auch in der Grundkonstellation keine 10 Jahre ‚Being Boiled‘ präsentiert hätte. Und auch ist zu bemerken, dass sich die Transformation schrittweise vollzog, so dass Phil Oakey mit ‚Don’t You Want Me‘ und 'The Lebanon' auch nach der Trennung noch fast-Indie-Elektro-Hits landete. Als feste Größe der Achtziger-Charts etablierte sich Oakey mit seinen Mädels und präsentierte dann Hits wie 'Human', 'Fascination' oder 'Heart Like a Wheel', hier im William Orbit Mix vertreten. Die Neunzigers sowie das erste Jahrzehnt des ersten Jahrtausends verlaufen für die Band leider recht unspektakulär, umso schöner, dass mit 'Night People' und dem zugehörigen Album 'Credo' 2010 ein respektables Comeback gelang. Zur hier vorliegenden Veröffentlichung ist zu erwähnen, dass neben der besprochenen 2CD Version auch eine Superdeluxe-Edition angeboten wird, die mit einer dritten CD und einer unglaublich umfassenden DVD das Fan-Herz höher schlagen lässt. Allerdings ernüchternd ist der Preis von über 80 Euro, der selbst mit Hardcover-Book nur schwer zu begründen ist. Die dritte CD mit hervorragenden early Versions an und Mixes ist über den ein oder anderen Streaming-Dienst zu hören, die einundzwanzig Promo-Videos sowie vierundzwanzig TOTP-Auftritte jedoch werden nur wenige Fans zu Augen bekommen. Eine schöne Zusammenstellung, die aufgrund der Entwicklung der Band für mich ein paar Längen aufweist, jedoch liebevoll eine gelungene Auswahl an Aufnahmen präsentiert.