In "Pandora's Box", oder eher Büchse, lauern unvorstellbare Übel für die Menschheit, Krankheit und Sterblichkeit. In der griechischen Mythologie brachte Pandora, die erste Frau auf Erden, dieses Objekt mit sich. Durch das Öffnen kamen alle Übel über die Menschen und die Welt wurde ein trostloser Ort. Die Büchse konnte aber auch Gutes schenken – denn Tief in der Box verbarg sich auch die Hoffnung, die den Menschen aber erst beim zweiten Öffnen der Büchse geschenkt wurde. The house of Usher bringen mit ihrem achten Album nun also ihre eigene "Pandora's Box" auf den Markt. Ob das Album eine genauso gewaltige Veränderung für die Menschheit bedeutet kann bezweifelt werden. Dass die Berliner Band es aber geschafft hat im 21sten Jahr ihres Bestehens ein weiteres starkes Album einzuspielen ist für Fans sicherlich ein großes Geschenk. Nach zwei etwas straighteren und verhältnismäßig rockigen Vorgängerwerken ("Radio Cornwall" und "Angst") ist "Pandora's Box" wesentlich sanfter und romantischer geworden. Viele Stücke haben schön kitschige Themen, Sänger Jörg Kleudgen verändert seinen Gesang bisweilen, singt manches Mal etwas höher als gewohnt. Das kann beim ersten Durchlauf etwas abschrecken, bzw. verwundern, doch zeigt das Album nach mehreren Durchläufen, dass die Qualität sich eben nicht direkt offenbaren muss. Aber mehrere Durchläufe sind sowieso notwendig, denn dies ist keines der Alben, die man eben wegen den 1-3 Hits kauft und nach ein paar Monaten genervt im CD Regal verschwinden lässt. Lieber immer mal wieder ganz hören, genießen und vielleicht dann doch "das Besondere" entdecken. So zum Beispiel, dass die Band auf dem Album mit Themen bekannter GothRock Klassiker kokettiert um diese ihrem Stil anzugleichen und augenzwinkernd "Neues" zu schaffen. Schönstes Beispiel soll hierbei mein Favorit "Not your friend" sein, dass melodisch oft an den Clan of Xymox Klassiker "Jasmine and rose" erinnert und die übernommenen Melodiefragmente in einen starken The house of Usher Track verwandelt. Die Grundmelodie von "Consecration" klingt wie eine romantische Version von "On the wire" der Sisters of mercy. Immer wieder tauchen diese kleinen Verweise auf und bauen dabei eher Spannung auf als den Gesamteindruck durch den Verdacht der Kopie zu schmälern. Unbedingte Suchtgefahr erzeugt das tiefkitschige und doch wunderschöne "Love without grace", das wundervoll zarte Strophen mit einem epischen Refrain verbindet. Mit "Finders keepers" findet sich eine melodische Fortsetzung des Hammersongs "Hide and seek" vom "Radio Cornwall" Album der sicherlich für ein paar geschwungene Hüften sorgen könnte (wenn man eben noch Parties findet, die GothRock im Programm haben). Negatives bliebt leider nicht aus – wie immer kämpfen The house of Usher mit dem größten Feind des GohRocks: Die schleichende Gleichförmigkeit macht auch auf "Pandora's Box" nicht Halt. So ist "Coming home" sicherlich ein guter Song, der nur leider bereits 100 000 direkte Vorgänger hat, die alle gleich klingen. Dadurch wirkt der Song bereits beim ersten Durchlauf ausgelutscht und lahm. Und "As evening draws on" ist ziemlich langweilig. Das musikalische Schaffen der Berliner wird seit jeher von der inhaltlichen Arbeit Kleudgens begleitet. Diese spiegelt sich in den tiefgründigen Texten wieder, vor allem aber in den Kurzgeschichten, die sich in den Booklets verstecken. Diese Tradition wird auch bei "Pandora's Box" fortgesetzt, die Geschichte verbindet dabei die Inhalte der einzelnen Lieder zu einem schlüssigen Ganzen. GothRock wird mehr und mehr von anderen Stilrichtungen verdrängt. Längst nur noch eine Randnotiz auf Parties, dann meist abgefertigt mit den Standarthits der frühen 90er. Aber was solls – solange wir mit solchen Alben für das Durchhaltevermögen belohnt werden bleibe ich gerne Fan. Denn The house of Usher veröffentlichten mit "Pandora's Box" ein starkes Album. Reinhören!