The Horrors - Night Life

The Horrors - Night Life

Es gibt Bands, die klingen wie ein Jahrzehnt. Und dann gibt es eben auch 'The Horrors' – musikalische Chamäleons, die seit ihrer Gründung 2005 stilistisch durch die Dunkelheit tanzen, als gäbe es kein Morgen. Von okkultem Garagen-Goth über psychedelischen Shoegaze bis hin zu synthetischem Pop und noisigem Industrial – diese Band hat sich irgendwie immer neu erfunden, ohne sich aber je zu verlieren. Mit 'Night Life', das seit dem 21. März 2025 im Handel erhältlich ist, liegt nun das sechste Album der Briten vor, und wieder einmal gelingt ihnen hier das scheinbar Unmögliche: sich selbst zu überraschen – und uns sogar gleich mit.

Schon der Opener 'Ariel' zeigt, wohin die Reise geht: Fünf Minuten spannende und dichte Atmosphäre, irgendwo zwischen einem Ambient-Nebel und düsteren Pop-Strukturen, die sich langsam, fast heimlich, zu einem brodelnden elektronischen Schlussakt auftürmen. So beginnt Night Life nicht mit einem Knall, sondern mit einem dunklen Sog – und lässt einen bis zum Ende nicht mehr los. Wo frühere Alben noch auf schimmernden Synthpop setzten, dominieren heute düstere Basslines, verzerrte Elektronik und eine gewisse industrielle Härte, die sich aber doch mit dem notwendigen melancholischem Glanz vermischt. Das klingt oft brutal schön – und manchmal einfach nur fein.

Trotz aller Schwere verliert das Album aber nie seinen Sinn für Stil. Die Gitarren sind flächig und schneidend, die Beats eher hypnotisch als tanzbar, und Faris Badwans Gesang pendelt zwischen kühler Distanz und tiefer Verzweiflung. Es ist Musik für lange Nächte, für spiegelnde Pfützen unter Laternenlicht, für verlorene Gedanken im Bass. Und für all jene, die wissen, dass Schönheit manchmal auch weh tun muss. Klanglich wirkt Night Life fokussierter als seine Vorgänger, ohne aber steril zu sein. Die Produktion ist doch glasklar, aber der Sound bleibt meist rau, kantig, manchmal gemein – als hätte jemand The Cure, Nine Inch Nails und eine nächtliche Autofahrt durch London miteinander verschmolzen. Die neue Besetzung scheint doch auch frischen Wind gebracht zu haben, ohne die DNA der Band zu beschädigen. Im Gegenteil: The Horrors klingen hier mehr denn je nach sich selbst – nur eben aus einer düsteren Parallelwelt.

Mein persönliches Fazit: Night Life ist kein Album für Sonnenanbeter. Es ist ein Manifest der Dunkelheit, ein Liebesbrief an die Nacht, ein Soundtrack für alle, die in Clubs lieber an die Wand gelehnt stehen als auf der Tanzfläche kreischen. Für Fans von Shoegaze, Goth Rock, leichtem Industrial-Flair und melancholischem Indie-Rock ist dieses Album ein Geschenk. Für alle anderen: Vielleicht einfach mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, nachts bei Regen durch die Stadt zu laufen – mit diesem Album auf den Ohren. Spoiler: Es fühlt sich verdammt gut an.

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