In diesen Tagen sind die Magazine gefüllt mit Interviews, Reviews und Berichten über den Neu-Berliner Oliver Chesler, der New York hinter sich gelassen hat und nun über das Ankommen und Dasein in der Hauptstadt Auskunft gibt. Im Mittelpunkt all dessen steht das aktuelle, zweite Album "Attack Decay", auf das die Hörerschaft nach den Nummer 1 Alben "One Night In New York City" (1996) und "Manic Panic" (2001) ziemlich lange warten musste, was nicht heißen soll, dass The Horrorist seitdem nicht produktiv gewesen ist. Beispielsweise gab es Veröffentlichungen unter einem seiner Pseudonyme als DJ Skinhead, diverse Remixarbeiten und Compilationbeiträge. Mit "Attack Decay" beliefert The Horrorist die Hörerschaft mit tanzbarer elektronischer Musik, die sowohl mit bereits Bekanntem und Wiedererkennbarem als auch mit kleinen Neuerungen durch die Spielzeit von 66 Minuten führt. Geblieben ist der chesler'sche Wahnsinn mit dem der DJ Erlebtes und Fantasien textlich verarbeitet. Vorrangig geht es dabei vor allem um Drogen, Gewalt, Sex, Macht und Perfektion. Neuer dagegen ist der stärkere EBM,- New Wave Einfluss und natürlich das Vortragen der Texte in deutscher Sprache. Die Freude am Experimentieren ist ihm spürbar nicht abhanden gekommen und findet so auch auf "Attack Decay" wieder Anwendung und obendrein gibt es auf dem Album Platz für zwei Coverversionen. Bereits der bewegliche Opener "Now Destructor" der mit seinen verstörten Shouts und dem Minimal Techno-Sound aufwartet schafft es die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit eingängigen Beats und dunkel brodelnd zeigt sich der erste deutsche Track des Albums "Es ist alles aus", bevor sich "Automatic" mit schnellen Rhythmen die Tanzflächen sichert und unkoordinierte Bewegungen provoziert. Das technoide, melodische und wechselhafte "You Are Disturbing" erinnert nicht nur wegen seinen verzerrten Vocals an ältere TH Sachen. Mit "Pain and Pleasure" können die Hörer einem Cover von Klinik frönen, der durchweg melodisch und im Tempo gemäßigt ertönt. Danebengegangen ist dieses Cover nicht! Dunkel und im 80's Soundgewand begegnet man den 13 Dobermännern. Wem das an Einschüchterung nicht genügt, bekommt mit "Shopping List" gleich weitere Aufzählungen an Dingen die man brauchen wird, wenn 'er' mit einem fertig ist. Musikalisch wird dagegen nicht allzu viel geboten. Die Electroclashnummer "Room of Posers" und das Front 242 Cover "Body to Body", der Clubhit und das Albumhighlight schlechthin, machen das allerdings wieder wet. "Wire to the ears" will ebenfalls nicht von der Tanzfläche abrücken, für "Sex Maschine" habe ich keine Worte und auf die eingängige Soundfrage "Where's Adam?" keine Antwort. Mit "Trapped In An Empty Void" und "Close To You" schließen sich zwei angenehme Titel an, wobei vor allem "Close To You" von seinen Synths profitiert. Zum Ende hin wird es noch einmal dunkler und "The Grip Of The Cobra" drückt sich mit seinen Beats durch die Boxen. Der zweite deutsche und apokalyptische Track "Ich habe die Macht" bringt ein Gabber-Gewitter mit sich, welches Hardcore-Fans zu würdigen wissen. Nur leider ist das Vergnügen viel zu kurz. Bleibt abschließend festzuhalten: "Attack Decay" ist von der ersten bis zur letzen Minute Abwechslungsreich, unterhaltsam und für jeden TH-Soundanhänger ein Muss. Kaufen!