Mit den 3 kalten Männern - The 3 Cold Men - haben sich 1999 drei Herren zusammen gefunden, die eine sehr interessante Ländermischung abgeben. Brasilien (Alex Twin - Synthies & Percussion), Italien (+Brasilien: Maurizio Bonito - Programming & Sound Design) und Frankreich (Frank Lopez - Voices & Guitars). Wer nun allerdings denkt, dass da eine ganz neue musikalische Mischung in den etwas abseits gelegenen Musikbereich strömt, der irrt ziemlich stark. Denn so gesehen ist alles schon mal da gewesen - und zwar als 80er-Jahre-Synthpop. Diese Wahrnehmung stellt sich schon beim Hören des ersten Songs "The 3 Cold Men" der CD "The 3 Cold Men" ein. Zum Einen wurden original analoge Synthies (inkl. deren Drum-Sets und einiger sehr wohltuender elektronischer Sounds) aus den 70ern und 80ern als auch Softwaresynths sowie akustische Instrumente eingesetzt. Zumindest die analogen Sachen sind ja ein typisches Aushängeschild bekannter Bands wie bspw. Visage und Ultravox, die als Wurzeln für die kalten Männer gelten. Und zum Anderen tut der Gesang von Frank sein Übriges dazu. Er passt sehr gut zu den Sounds - ein weicher, manchmal tieferer, melodiöser Synthpop-Sing-Sang, der gelegentlich an die deutschen oder – allgemeiner – nicht-englischen Versuche erinnert, verständlich englisch zu klingen. Diese Zutaten schlängeln sich durch jeden Song (bis auf Nr. 8 und 10), so dass das 80er-Feeling jedes Mal wieder zuschlägt. Manchmal nicht sofort aber spätestens ab dem Gesang. Beim häufigeren Durchhören der CD stellt sich auch ein leicht eigenartiges Gefühl ein. Schon beim zweiten Durchlauf fällt jeder Titel durch kleinere Besonderheiten im Arrangement oder durch spezielle Klänge auf, jedoch ist keiner wirklich ein Hammersong. Also laufen alle Lieder Stück für Stück angenehm vor sich hin, ohne dabei Ohrwurmqualität zu entwickeln. Damit ist die CD perfekt für das Homelistening geeignet, ebenso als Hintergrundmusik für Besuch, der lieber in den alten Zeiten schwelgt. Anspieltipps gibt’s trotzdem – sie lauten "The 3 Cold Men", "X_Fragile" und "Fade To Grey". Die Titel 8 ("No One's Face") und 10 ("All You Got Will Be Static") sollten an dieser Stelle noch erwähnt werden, weil sie etwas untypisch für das Album sind. Die 8 ist sehr ruhig, ohne Rhythmusspur, komplett instrumental (bis leicht orchestral), ins Düstere gehend und mit einer unablässigen Melodie versehen, die eine gewisse Endzeitstimmung verbreiten soll. Jedoch kann dies unter Umständen auch unbehaglich wirken, weil sie fast nie aufhört zu erklingen (Endzeitstimmung = Unbehaglichkeit?). Aber das ist dann eher Geschmackssache. Nr. 10 ist wirklich sehr eigenartig, überhaupt nicht für dieses Album geeignet und trotzdem auch sehr interessant zum Anhören - extreme Offenheit vorausgesetzt. Denn hier sind nur Geräusche mit düsteren Pads zu hören. Die sollten durch ihre außerordentliche Andersartigkeit, ehrlich gesagt, maximal am Ende zu finden sein und nicht das sehr poppig und ein wenig groovende "X_Fragile" und die sehr gelungene Coverversion von Visages "Fade To Grey" so derb unterbrechen. Nun ja, was geschehen ist, ist geschehen. Da hilft für eine angenehme Hintergrund-Playlist nur die Clear-Taste. Für Synthpop-Fans ist die CD auf jeden Fall ein Kaufbefehl, wenn sie etwas nicht ganz Neues im alten Gewand haben möchten.