„Frisches Blut für die Hellectro Gemeinde“, lautet ein Auszug der ausschweifenden Musikbeschreibung jenes „Beipackzettels“ zur vorliegenden Promoversion. Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre in diesem Musikbereich, so liegt die Frage nahe wie viel des besagten roten Safts denn noch in der Blutpumpe stecken mag. Immer größer scheint das Feld zu werden um das sich Künstler und Anhänger wie ein Fliegenschwarm zu sammeln scheinen. Ein Zustand der auch negative Schatten wirft, da der Abklatsch einer Kopie sich ähnlich verhält wie angetrunkenes Bier vom Vorabend auf die verwöhnten Geschmacksnerven. Hinter Terrorfrequenz zieht „DJ Elektroarsch“ seine Fäden, welcher sich selbst und seinem leicht auffälligem Pseudonym gleich ein ganzes Lied widmet. In der Dunkelheit ist oberflächlich betrachtet zwar ein neues Album, jedoch wurden sieben der insgesamt dreizehn Songs aus dem Debüt übernommen und dem einen oder anderen Veränderungsprozess unterzogen. Inhaltlich bekommt der Hörer ein Füllhorn an Klischees mundgerecht präsentiert, sodass es nicht nur in den Boxen, sondern auch an den individuellen Erwartungen für anspruchsvolle Inhalte scheppert. Themenkomplexe wie physische Gewalt, Essstörungen, Eifersucht sowie ein ganzes Carepaket für ein gedehntes Horrorfilmwochenende bilden den Querschnitt der Liedtexte. Leider wirken die lyrischen Ergüsse dermaßen aufgesetzt und unglaubwürdig, dass sich der Verdacht erhärtet jemand wäre bei den Ideenschmieden von Agonoize und Soko Friedhof gleichzeitig eingebrochen. Mit etwas Fantasie sowie einem derben Augenzwinkern, könnte dem Nürnberger allerdings auch ein gewisses Maß an Selbstironie unterstellt werden. Trotz aller Kritik für liedtextliche Verwurstungen wie in einer fränkischen Großschlachterei, betreibt der Franke rein musikalisch betrachtet sein Handwerk alles andere als schlecht. Liebhaber roher elektronischer Töne kommen angesichts des fortwährend stampfenden Beats, abwechslungsreicher Synthie - Melodien sowie dauerpräsentem Gesang voll auf Ihre Kosten. Allein „Hellectro“ und „Tanzschlacht“ sollten die auf der Tanzfläche befindliche Biomasse in einen verzückten Tanzrhythmus zu versetzen wissen. Kunstblutfetischist Elektroarsch weiß durch sein impulsives Schaffen kurzweiligen Unterhaltungswert zu bieten, von dem sich so manch ein altersmüder EBM Musikus eine Scheibe abschneiden dürfte. Zusammenfassend ausgedrückt, ist „In der Dunkelheit“ handelsübliche Vollkost mit für Aggrotech-Fanatiker die nicht gerade auf der Suche nach philosophischen Denkansätzen sind.