Der 11.September 2001 hat nicht nur New York, sondern die ganze Welt verändert. Der New Yorker DJ Bent, der sich über viele Jahre in der Industrial-Szene an der Westküste einen Namen machen konnte, erlebte diesen Augenblick besonders intensiv. Von da an beschloss er seine Eindrücke und Erlebnisse nicht mehr nur am Plattenteller auszuleben, sondern selbst Musik zu machen. Das war die Geburtsstunde von Terrorfakt. Mit dem Album „Cold Steel World“ traut sich der Musiker erstmals über die Grenzen seines Kontinents hinweg. Die Musik von Terrorfakt zu beschreiben ist schwer. DJ Bent überschreitet jegliche Grenzen definierter Musikbereiche. Industrial und Power Noise treffen wohl den größten Bereich seiner Songs, aber auch vor dem Einsatz von Techno- und Ambientelementen macht DJ Bent keinen Halt. „Achtung!“ und „Arsenal“ hauen dann auch direkt ohne Umschweife richtig rein. Auf einem konstanten 4/4 Rhythmus vereinen sich aggressive Beats und düstere Melodien. Der gleich bleibende Beat erhöht dabei zwar die Eingängigkeit und führt direkt zu einem Zucken im Tanzbein, lässt die beiden Tracks aber recht schnell monoton erscheinen. Lediglich ein paar Tempo- und Lautstärkenwechsel in „Arsenal“ runden das Bild etwas ab. „Street Justice“ führt durch eine atmosphärische Eingangssequenz den Hörer auf die Strassen New Yorks. Weniger aggressiv aber abwechslungsreicher. Der erste Höhepunkt. Auch „Ich“ klingt viel experimentierfreudiger. Eine Kombination verschiedener Geräusche zu einer gelungenen Klangkulisse. Das stark verzerrte „Ich liebe Dich mein Schatz!“ klingt darin etwas verloren, aber für gewisse Situationen sehr bezeichnend. „No Mercy“ bewegt sich ebenfalls in einem niedrigen BPM-Bereich. Die Marschrichtung ist jedoch auch hier klar. Das ist Sound, der eindringlich Bestimmtheit ausdrückt. Sei es durch die Wahl der Samples oder brachiale Beats. Bei „Mephisto“ und „No Frequency“ hat DJ Bent leider den soeben begonnen Weg der Kreativität verlassen und verfällt wieder in das Muster eines einfachen 4/4 Rhythmus’ ohne große Überraschungsmomente. Damit ergibt sich an sich kein schlechter Sound, der geneigte Hörer fühlt sich nur leicht in einen Zustand der Lethargie versetzt. „Punishment“ lässt einen durch einen bebenden Wechsel in brachiale Beatbereiche wieder aufschrecken. Sehr tanzbar, aber keiner der starken Songs von „Cold Steel World“. Auch „Spineless“ ist weniger druckvoll, doch hier bedient sich DJ Bent einiger Technoelemente. Es erinnert ein wenig an einen Ausflug in eine CD der „Thunderdome“-Reihe. Leider mindert der (bekannte) monotone Grundrhythmus diesen Effekt jedoch. Mit „Furak“ kommen wir wieder zu der Sonnenseite der CD. Tempo- und Melodiewechsel sowie der Einsatz von Trip Hop Elementen machen diesen Track zu einem weiteren Highlight. Die folgenden Tracks bestehen aus rhythmischen Beats und aggressiven Krach, die eine interessante Geräuschkulisse bilden. Irgendwo im Bereich der oberen BPM-Grenze. „Mutation“ gehört zu einem meiner Favourites. Eine Midtempo-Nummer mit melodischen Soundelementen auf einer bewegten Beatfläche. Ein kleiner Exot auf „Cold Steel World“. Auch mit „Zero“ beweist Terrorfakt durch Ambientelemente, häufige Tempowechsel und wandelnde Melodiesequenzen musikalisches Gespür. Die beiden letzten Songs „Steamliner“ und „Scumbag“ sind von der ruhigen Sorte, aber zeichnen sich durch ihre Eigenständigkeit und kreative Momente aus. Ein gelungener Abschluss eines abwechslungsreichen Albums. Nie ist es mir letztendlich jedoch so schwer gefallen abschließend eine passende Bewertung für eine CD zu finden. „Cold Steel World“ kann durch Eigenständigkeit, grenzüberschreitende und kreative Musikelemente überzeugen. Diese Genialität wird von Terrorfakt jedoch leider nicht konsequent durchgehalten. Zu oft taucht ein monotoner Grundrhythmus auf, der einen hin und wieder zweifeln lässt, ob denn nun ein neuer Track begonnen hat oder der alte noch läuft. Zweifelsfrei haut dieses Album so richtig rein und dürfte genügend Stoff für die Tanzflächen bieten, aber kann das eine zeitweise Monotonie rechtfertigen?? Ich bin sehr unentschlossen und denke das 4 und ein halber Stern mein Empfinden recht gut ausdrücken. Trotzdem möchte ich „Cold Steel World“ jedem Liebhaber krachender Industrial-Noise-Klänge empfehlen.