In gewissem Sinne ist das neue Tenhi-Album eine Mogelpackung. Wer die Finnen kennt, der weiß, dass sie in zehn Jahren Bandgeschichte nur drei Alben veröffentlicht haben. Und jetzt, nur acht Monate nach dem "Maaäet"-Album folgt schon wieder eines? Das Geheimnis liegt in der Entstehung, denn "Airut:Aamujen" entstand bereits 2004 und wurde vom Tenhi-Nebenprojekt Harmaa veröffentlicht. Trotzdem setzt das Album auf der Airut-Sage auf, die Tenhi mit "Airut:Ciwi" begonnen haben. Da auch Harmaa beim gleichen Label unterschrieben haben, dem Sublabel Auerbach von Prophecy Productions, haben sich Tyko Saarikko und Ilmari Isaakainen dazu entschlossen, beide Teile zu vereinen und "Airut:Aamujen" unter dem Hauptprojekt erneut zu veröffentlichen. Schließlich ist auch schon der dritte Teil "Airut:Savoie" fertig komponiert und wird voraussichtlich 2008 erscheinen. "Airut:Aamujen" unterscheidet sich in der Instrumentierung von den bisherigen Tenhi-Alben. Akustikgitarre und Violine weichen einem vollkommen im Mittelpunkt des Albums stehenden Piano, das nur noch durch Schlagzeug und Bass begleitet wird. Vielleicht auch ein Grund für Tenhi, "Airut:Aamujen" noch einmal zu veröffentlichen, denn schließlich sind sie mit dem immer mit ihnen assoziierten Neofolg-Genre nie so glücklich gewesen. "Airut:Aamujen"weist dagegen viele klassische Einflüsse auf. Lange, melancholische Soli mit dem Piano, mal zutiefst traurig, mal heiter, zelebrieren Tenhi ein zurückhaltendes Fest für den Gehörsinn. Tiefste, nebelverhangene Schwermut und verträumte Passagen fangen den Hörer sofort ein und ziehen ihn unweigerlich in die Welt von Tenhi. Es ist, als ob man in warme Sachen gehüllt, sehr früh am Morgen auf einem Hügel stehend, den Sonnenaufgang betrachtet, während einem ein kalter Wind um die Ohren weht. Um Tenhis Musik umfassend und erschöpfend zu beschreiben, müsste man eigentlich neue Superlative erfinden. Ob der finnische Gesang den entrückten Charakter des Albums noch verstärkt? kann sein, fest steht, das auch "Airut:Aamujen" eine unvergleichliche Schönheit aufweist, die durch den Doppelgesang von Sängerin Janina Lehto und Tyko Saarikko noch akzentuiert wird. Ein musikalischer Ruhepol zum Kraft schöpfen und Nachdenken oder einfach nur zum Genießen. Grandios, einzigartig und unbedingt zu empfehlen!