Was ist das denn bitte?! Ich dachte beim ersten Blick auf das Cover an eine absurde, aber irgendwie auch faszinierende Kollaboration zwischen Kirlian Camera und Feuerschwanz. Eine Mischung aus Post-Wave und Mittelalter-Fantasy? Ein Ritter mit tragbarem Synthesizer, der mit metallbehandschuhter Muse ins Nebellicht schreitet? Doch Moment – kein Witz, das ist das neue Artwork von Ultra Sunn. Und plötzlich ergibt alles Sinn. Denn wer, wenn nicht das Brüsseler Duo, könnte derart selbstbewusst zwischen Stilbruch und Stilprägung pendeln? Wer sonst lässt kalten Electropop so menschlich klingen – und gleichzeitig so übermenschlich gut? Nach ihrem Debüt und zahlreichen gefeierten Festivalgigs schicken Ultra Sunn nun das nächste Kapitel ins Rennen: 'The Beast In You' erscheint am 03. Oktober 2025. Das neue Album soll Ende 2025 via Artoffact Records erscheinen, und es sieht ganz danach aus, als wollten Sam Huge und Gaelle Souflet endgültig die Speerspitze der modernen Electro-Szene übernehmen.
Schon die gleichnamige Vorabsingle aus dem März hat ordentlich Staub aufgewirbelt – also hauptsächlich in Form von Nebelmaschinenrückständen auf Tanzflächen. Mit tiefem, mantrahaftem Gesang und einer Bassline, die mühelos Betonwände vibrieren lässt, machte die Band klar: Hier geht es nicht mehr um bloße Nostalgie an die große belgische Tradition, sondern um deren Zukunft. Klar sind Einflüsse von bekannten Bands wie A Split Second erkennbar – aber das alles wird bei Ultra Sunn durch einen düster-glänzenden 2020er-Filter gepresst und mit einer modernen Dringlichkeit versehen, die eher nach Kampfansage als nach Rückblick klingt.
Inhaltlich dreht sich das Album – der Titel verrät es bereits – um die dunklen, rohen, manchmal beängstigenden Anteile in uns selbst. Um das Biest, das wir sonst gern wegsperren, weil es zu viel fühlt, zu laut schreit oder zu sehr tanzen will. Aber Ultra Sunn sagen: Raus damit! Lass es brüllen, schwitzen, zucken. Lass es tanzen. Ob bei Wrong Floor, Fever and Denial oder dem mysteriös betitelten You Came With a Blade – das Album verspricht eine musikalische Konfrontationstherapie, wie sie kälter, schwärzer und gleichzeitig empowernder kaum sein könnte. Musikalisch bewegt sich das Ganze irgendwo zwischen kompromisslosem Electropop und verführerischen kühlen Coldwave. Und ja, auch die typischen belgischen 80s-Referenzen sind irgendwo mit dabei, aber ohne sich im Retro-Loop zu verheddern. Dazu kommen feine Drums, analoge Synthflächen, eine messerscharfe Produktion – und diese perfekte Spannung zwischen Härte und Anmut, die Ultra Sunn so einzigartig macht.
Und das Duo bleibt mehr als nur ein musikalisches Projekt: Ultra Sunn stehen für Vielfalt und für Community. Ihre Konzerte sind keine reinen Clubabende, sondern irgednwie auch Rituale – Orte, an denen jeder willkommen ist, solange er oder sie das Biest in sich akzeptiert. Was früher als Schwäche galt, wird hier zur Kraftquelle. Was unterdrückt wurde, darf hier raus. Und zwar laut. The Beast In You wird – das lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg von Ultra Sunn. Ein Statement, ein Soundtrack für Schattenseiten und ein Freifahrtschein zum ekstatischen Kontrollverlust. Wir sagen: Danke. Und: bitte unbedingt mehr davon!
Tanz mit dem Untier – 'Ultra Sunn' kündigen The Beast In You an

Mert Akyürek - Cold Shadows

Manchmal stolpert man nachts durch Bandcamp wie durch eine verlassene Tiefgarage: kalt, leer, kein Ausgang in Sicht – und plötzlich hörst du etwas. Kein Song im klassischen Sinn, sondern eine Präsenz. Eine Schwingung. Etwas, das sich nicht meldet, sondern einfach da ist. So ging es mir mit Cold Shadows (2025 Remastered) von Mert Akyürek. Ich kannte den Künstler bis zu diesem Moment nicht. Kein Name, der mir je begegnet wäre. Kein Werk, das ich schon kannte. Aber dieses hier – es hat mich sofort gepackt. Und dann auch nicht mehr losgelassen.Cold Shadows erschien ursprünglich am 19. März 2023 al...
Electro-Zeitreise deluxe: Culture Kultür veröffentlichen 'Time'

Zeit ist ist und war immer relativ – aber für Culture Kultür war sie vor allem verdammt produktiv. Mehr als drei Jahrzehnte Bandgeschichte, schweißgetränkte Tanzflächen und melancholisch-melodische Hymnen später melden sich die Electro-Veteranen mit einem monumentalen Vinyl-Manifest zurück: 'Time'. Kein schnödes Best-of, sondern ein klanglich neu erfundenes Zeitportal, das durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser Szene-Legende führt – stilecht gepresst auf 12 Zoll rotem Splatter-Vinyl, limitiert auf gerade mal 300 Exemplare. Wer hier zögert, wartet vermutlich auf das nächste Jahrhunde...