Es war mir nicht bewusst, dass es von System Syn bisher noch keine offizielle Veröffentlichung in Europa gegeben hat. In Übersee stehen alleine fünf Alben in der Discographie. Sehr nett von Dependent, dieser Band jetzt eine Chance in Europa zu geben. Dabei dürfte Clint Carney hierzulande kein Unbekannter sein. Nicht nur dank Compilation-Beiträgen, Remixen und dem Internet, sondern auch durch seine zweite Band Imperative Reaction. Während letztere Band Electro nach traditionellem, nordamerikanischem Rezept bietet, scheint System Syn Carney als eine Art Spielwiese zu dienen, auf der er seine musikalische Vorlieben auslebt. Um der Vollständigkeit genüge zu tun, sei auch seine dritte Band Fake erwähnt. Das größte Pfund von System Syn ist die prägnante Stimme des Frontmanns, die sehr gut zu seinen persönlichen Texten passt. Und wenn dann noch die passende Musik dazu kommt, bin ich gefesselt. Ein gutes Beispiel ist „God And Country“. Ich werde an ein Schifferklavier erinnert, was sehr gut zur vertonten Sehnsucht passt. Hier baut sich ein Song zum Ende hin sehr schön auf und entlädt sich in einem passenden Finale. Angetan haben es mir von Anfang an die Balladen des Malers, von dem auch das Cover-Motiv stammt. Songs wie „Hospitals“ sind zugegebenermaßen etwas kitschig, aber eben auch schön. Auch „A Better Day Tomorrow“ oder „Drone“ packen mich. Musikalisch deckt sich mein Geschmack nicht wirklich mit dem von Clint Carney und seinen Mitstreitern, wodurch mich diese CD über die ganze Spieldauer nicht überzeugt. Negativ fallen mir hier besonders „Strangers“ und „Rex Mortuus Est“ auf. Hier gehen Songstruktur und Stimme im aktuellen Clubsound schlicht unter. Auch das finale „Curtain Call“ reißt den Hörer für meinen Geschmack zu hart aus der Stimmung, die die beiden Stücke davor aufgebaut haben. Zwischen den beiden aufgeführten Polen, liegen Songs wie das melodische „ The Inconvinient“, welches musikalisch stark an die Future-Pop Hochphase erinnert. Der Opener „The Fall“ hingegen ist für ein System Syn Stück recht hart ausgefallen. Sogar verzerrter Gesang und Gitarren kommen zum Einsatz. Von den schnelleren Stücken, kristallisiert sich neben „The Inconvinient“ auch „Here´s To You“ Anspieltip heraus. Mein Urteil fällt daher zwiespältig aus. Ich höre „Strangers“ dank Songs wie „God And Country“ oder „Drone“ gerne. Allerdings schaffe ich es bei einigen Songs nicht, über die oftmals wenig spannenden Sounds hinwegzuhören. Es ist vielleicht nicht ganz fair, aber da gibt es aktuell ein paar spannendere Alben, wie das der Labelkollegen Edge Of Dawn etwa. Wer auf charismatische Sänger steht, sollte aber mal ein Ohr riskieren. Und wer dazu noch den aktuellen Clubsounds zugeneigt ist, kann eigentlich nichts falsch machen.