Nach 7 selbst produzierten Alben, einer EP und der bei Out Of Line erschienenen Promo-Single "Momentary Absolution" ist seit Juli das langerwartete Debüt-Album "Premeditated" in den Läden erhältlich. Wer die Nordamerikaner System Syn noch nicht kennt, sollte dies spätestens jetzt nachholen, denn sie bieten mit ihrer Mischung aus wilderem Dark-Electro bis hin zu langsamen Synthpop-Klängen (inkl. einer Ballade) ein Spektrum, das nicht zweierlei Gruppen anspricht. Vielmehr bietet sich hier die Möglichkeit, die Vertreter der härteren und weicheren Genre der Dunkelmucke gekonnt zu vereinen. Dass sich dabei zwangsläufig ein eigener Stil heraus stellen muss, ist nur ein weiterer logischer Schritt, ansonsten würde die Gruppenverschmelzung nicht so gut funktionieren. Dieser eigene Stil manifestiert sich zum Einen in der Stimme des Sängers Clint Carney. Markant (wenn man die CD einmal komplett durchgehört hat) und vor allem klar. Ab und an wurde sie bearbeitet und teilweise ist sie auch verzerrt, dann aber auch passend zum jeweiligen Song. So ist sie bei den Strophen der wilderen, in die EBM-Richtung gehenden Songs verzerrt, beim Refrain jedoch immer relativ klar. Manchmal wütend, manchmal theatralisch, melancholisch... So ergibt sich durch den stimmlichen Ausdruck eine sehr ausgeklügelt arrangierte Song-Harmonie, die sich in jedem Titel wieder finden lässt. Das neben der Stimme natürlich auch der Einsatz der Instrumente samt Rhythmusspur das zweite Standbein ist, steht ja außer Frage. Und hier beweisen System Syn, dass sie ihren eigenen Weg gehen. Sie verzichten keineswegs auf typische EBM-Beats oder Synthi-Sounds, nur treten sie nicht getrennt auf, sondern dann immer im Mix mit weiteren kleinen Extras. "The Introduction" als obligatorischen Lückenfüller zu Beginn zu bezeichnen, wäre schlichtweg böse, denn man sollte sich den Track einmal unter Kopfhörern zu Gemüte führen. Interessant, was man mit einem Sampler so alles anstellen kann. Mit "Momentary Absolution" folgt im Anschluss gleich der erste Clubkracher - verzerrte Strophen aber ein klarer, melodiöser Refrain. Es rummst mächtig aber trotzdem lassen sich auch die sanfteren Einflüsse nicht verbergen. Ähnlich sieht es bei "Indifference" aus. Der Song schlägt sich ungezügelt ans Ende, ohne dabei auf einen Melodie-unterstützen Refrain zu verzichten. Wer eher dem ausgefeilteren Synthpop angetan ist, sollte sich entweder zuerst dem trancigeren "Glass" oder "All That Now Has Left Your Reach" widmen. Einfach Augen zu, richtig zuhören, dabei genießen und vielleicht mitwippen. Die o.g. Ballade findet sich gleich im Anschluss mit "Tracing Veins". Pianounterstützte Electro-Klänge, vermischt mit einer klaren Stimme. Traumhaft. Zwischen Ballade und Synthpop befindet sich bspw. "To Be Nothing" mit seinen Choir-artigen Flächen und Piano-Sounds. Hier frage ich mich (mal wieder), wieso solche Titel nicht auch im Radio laufen können? Naja, die Band kennt ja dort niemand und außerdem ist es keine Single-Auskopplung. Das soll an dieser Stelle zur Songbeschreibung reichen, alles Weitere sollte man sich lieber vor Ort anhören. Es gibt soviele Kleinigkeiten und elektronische Spielereien, die das Album zu einem kompletten Hörerlebnis kombinieren, dass es bei weitem nicht ausreicht, nach dem ersten CD-Durchlauf begeistert zu sein, weil es anschließend noch mehr interessante Dinge zu entdecken gibt (spätestens unter dem Kopfhörer). - Für den Song "Premeditated" wäre es jedoch passender, ihn spät abends im Auto bei einer schneereichen und damit langsamen Überlandfahrt zu hören... Ich wünsche mir, dass die Öffentlichkeit dem Album die Aufmerksamkeit schenkt, die es verdient hat. Dass dazu auch die Notwendigkeit gehört, sich umständehalber auch einmal die neuen, unbekannten Bands zu Gemüte zu führen und nicht nur auf VÖs von altvertrauten Projekten zu warten, steht außer Frage. Und da sollte sich doch jeder von uns auch einmal selbst befragen, wie faul bzw. fleißig er/sie ist, wenn es darum geht, sich einfach mal die CD einer unbekannten Band zu schnappen und sie sich auf's gerade Wohl hinaus beim lokalen Plattenhändler anzuhören...