I, Synthesist alias Chris Ianuzzi gibt mit "Avalanche" sein Debüt in der Synth-/Electro-Pop-Szene. Der Amerikaner hat bereits mit Vangelis und Ex-Tangerine Dream-Mitglied Peter Baumann zusammen gearbeitet, wie auch an einigen Billboard-Chart-Projekten wie "AEIOU" von Freeze oder "Way Of Life" von The Puppets. Während dieser Zeit entwickelte er seine Fähigkeiten zum Songschreiben. Zwei Alben mit der Band Sluka hat er auch schon aufgenommen. Das Visuelle ist inzwischen zu seiner Arbeit hinzugekommen, so dass die Musik, vor allem bei seinen Auftritten, nicht das Einzige sein wird, was man dann erleben kann. Seine muskalischen Einflüsse gehen zurück auf Gary Numan, Kraftwerk, Fad Gadget und Ultravox, die sich in die musikalischen Arbeiten mit einschleichen. Von der Bedeutung her, ist ein Synthesist jemand, der verschiedenen Konzeptionen zu einem koherenten Ganzen vereint. Für "Avalanche" bedeutet dies, dass sein extrovertierter Gesangsausdruck (der hin und wieder an Björk erinnert), straighte Beats und elektronischen (Retro-)Sounds (inkl. netter Flächen) zu einem eigenen, typischen Stil verschmelzen. Das gelingt insofern, da die Stimme durch die hohe Selbstsicherheit immer wieder auffällt. Dadurch endet jedoch die eine oder andere Strophe in einer Art Schreigesang, was vor allem für die ruhigeren Titel eher von Nachteil ist. Dafür wären Gastsänger nicht schlecht gewesen (z.B. "Avalanche", "Images" oder "Hiding"). Nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Hörer an dieser Art Gesang sofort Gefallen findet, ansonsten ist er zumindest zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Chris Ianuzzi probiert jedem Song durch seine Stimme (+ Gesang) eine persönliche Note aufzusetzen, doch dann und wann scheint er es doch etwas zu überspannen, so dass es letztendlich nur noch übertrieben klingt. Beispiele dafür sind "Paralyzed" oder das ruhige "Hiding", bei dem auch noch die Refrain-Synthese verloren gegangen ist. Dass es aber auch anders, mit einer ruhigeren Stimme, zugehen kann, zeigt das ebenfalls ruhige "Glides On". Dieser Titel ist für mich der entspannendste auf dem Album, da er auch schön melodiös ist. Beim Durchhören der CD fällt auf, dass oftmals der 4/4-Beat samt Bassline die Songs dominieren und eher kleinere elektronische Spielereien als Verzierung dienen (bspw. "Captain, My Captain" oder das wilde, fast etwas EBM-wirkende "Mad Connection" mit verzerrter Stimme). Für den Club sehr gut geeignet, weil es auf diese Art ab geht. "The Lost Parade" und "Another World" sind auch gute Beispiele dafür. „Red Clouds“ gleich zu Beginn zeigt, was I, Synthesist kann, aber leider ist der Electro-Track bis auf die Stimme nicht ganz repräsentativ für den Rest von "Avalanche". Im Synth-/Electro-Pop-Bereich wandelt Chris Ianuzzi auf jeden Fall nicht auf breiten, ausgelatschten Pfaden, eher auf Seitenwegen, die noch nicht allzu viele Menschen betreten haben. Ein Wanderer wird sicherlich wissen, wohin sie führen: Entweder man kommt dadurch dem Ziel schneller näher (und trifft das große Publikum) oder man verirrt sich (stimmlich) im Nirgendwo und trifft nur ab und zu mal den einen oder anderen Menschen. Ob es eine Avalanche (Lawine) wird, die I, Synthesist auf seinem Seitenweg lostritt, wird er mit dieser, aber auch mit den nächsten Single-VÖs zeigen, denn das Potenzial dazu ist vorhanden. Hoffentlich steht er dann nicht auf ihr.