Das Genre der elektronischen Musik ist ein wahrer Dschungel, ein undurchdringliches Dickicht, in dem immer wieder neue Pilze aus dem Boden sprießen. Spätestens seitdem man – Computerplugins sei Dank – schon für wenig Geld alles zusammenkaufen kann, was ein gestandener Elektromusiker braucht, gibt es noch ein paar Hände voll Hobbyelektroniker mehr. Leider haben aber die wenigsten dieser Jungkünstler eine wirkliche künstlerische Botschaft oder gar durchschlagendes Talent. Was hilft die beste Technik, wenn man einfach keine Songs schreiben kann? Resultate dieser kläglichen Profilierungsversuche sind dann oft Massen von uninspirierten und undurchdachten musikalischen Schnellschüssen ohne Gespür für Melodien, ohne jegliches Gefühl, mit klischeebeladenen Texten und haufenweise verzerrtem Rumgegröle. Wir alle kennen sie: Die großen Möchtegerns, die sich für ihre zweifelhaften Mischungen immer wieder neue hippe Bezeichnungen ausdenken. Man denke nur an Hell-Electro. Zum Glück gibt es aber unter den vielen schwarzen Schafen auch immer mal wieder eine Glitzerperle, die zu überzeugen vermag. Was wäre die Elektroszene ohne ihre famose Jugend? Sie werden auch heute noch geboren: Die großen Elektropioniere! Eine dieser neuen Hoffnungen ist für mich zweifelsohne das Projekt SYLBENMEISTER aus der schönen Hauptstadt. Das Ein-Mann-Projekt von Produzent und Remixer SYLVAN=e. hat nun seine erste EP über das Download-Portal MP3.de veröffentlicht. Auf dem kleinen Elektroepos namens „Spür ich die Haut“ wird in 7 wunderbaren Songs gezeigt, dass elektronische Musik auch ohne Endlosverzerrer und Pseudoböse funktioniert. Die Stücke des SYLBENMEISTERS bestechen durch immer abwechselnde und sehr ausgefeilte Rhythmik, die eine wirkliche Erfrischung zum gewohnten Rumsbums bietet. Dieses percussive Fundament wird durch ausgereifte Melodien getragen, die teilweise den kurzweiligen Kick, aber auch ein Langzeitvergnügen bieten. Auch der Gesang weiß zu bestechen. Zwar hat man es bei der Stimme des SYLBENMEISTERs mit keinem gewöhnlichen Synthiepopharmoniestimmchen zu tun, allerdings vermag auch die sehr eindringliche, perfekt zur Musik harmonierende Stimme zu gefallen. Sie ist absolut passend und rundet den Gesamtcharakter der Songs perfekt ab. Zu guter Letzt bleibt ein Blick auf das lyrische Vermögen des SYLBEMEISTERs, welches sich – wie der Name sicher vermuten lässt – absolut sehen beziehungsweise hören lassen kann. Die sehr gefühlvollen und absolut unkitschigen, mit Ironie durchwobenen Texte sind die perfekte Antithese zu den altbekannten Böse-Männer-Schwitzen-Bei-Der-Hetzjadg-Durch-Den-Dunklen-Wald-Lyrics. Eine romantisch böse Abrechnung. Dieses musikalische Kleinod ist vielleicht kein Meilenstein, aber: Ob zum Tanzvergnügen oder zur angestrengten Höranalyse – dieses Werk hat Potential und Wumm. Wer auch mal neben der gewohnten Spur hören möchte, dem sei dieses Werk ans Herz und Ohr gelegt. Spür ich den Groove...