Nach dem Umzug von Black Rain zu Infacted Recordings lassen Supreme Court ihr drittes Album auf die erwartungsvolle Electrofraktion los. Das letzte Album "Hypocrites and Saints" ist immerhin schon mehr als zwei Jahre her. Wer jetzt spontan vermutet, dass nach dem Labelwechsel auch der Sound etwas modifiziert sein könnte, hat gar nicht unrecht. Doch zäumen wir das Pferd klassisch von vorn, statt von hinten auf. Mit "Keep calm + carry on" schicken sich Supreme Court offenbar an, das Dark Electro-Genre ein wenig aufzumischen. Als verlässliche Kollaboteure haben sich erneut Feindflug erwiesen, die gleich beim Opener "Loosing game" die Finger mit im Spiel haben. Leider ist es kein Leichtes, herauszuhören, wie sich Felix und Banane hier mit eingebracht haben. Feindflugtypisches lässt sich auf diesem Midtempo-Track, der sich so gar nicht als Opener eignet, nicht heraushören. Verzerrte Vocals, ordinär schimpfende Voice-Samples und eine recht simple Melodieführung – mehr hat der Titel nicht zu bieten. Dafür fährt Kay Härtel mit Track 2 schließlich hartes Geschütz auf, das sich, wie im Verlauf des Albums immer deutlicherer wird, zielsicher im Umfeld von Hocico, Suicide Commando, Grendel oder Tactical Sekt platzieren lässt. Doch leider hat man sich bei der Aufnahme offenbar am Regler für die Verzerrung der Vocals vergriffen. Was hier durch die Boxen schallt, ist einfach zu viel des Guten. War denn so gar keine andere gute Idee am Start? Negativbeispiele für dämonischen, nervenaufreibenden Gesang, der keiner mehr ist, gibt es im Electro-Genre inzwischen zur Genüge. Supreme Court hätten auf diesen Zug nicht aufspringen müssen, zumal Kay Härtel ja mit einer überzeugenden Stimme aufwarten kann, wie er bereits zur Genüge, u.a. früher mit davaNtage beweisen konnte. Titel wie "Dash against myself", "Shed of blood" oder der Titelsong "Keep calm + carry on" sind allesamt recht knackig ausgefallen, allerdings sticht keiner davon heraus und könnte auch von jeder anderen beliebigen Hellectro-Combo sein. Mit "Virgins and Priests" ist es dasselbe, und bei "We’re on the march" hört man zum eigenen Unmut auch noch ein paar ganz Hocico-typische Synthieklänge raus. Glücklicherweise konnte neben Feindflug noch der fähige Claus Larsen, Mastermind von Leatherstrip, mit seinen guten Ideen ins Boot geholt werden, der die beiden Titel "Æuropa" und "Oværkill" in Song- und Lyricwriting sowie stimmlich unterstützt hat. Gerade diese zwei sind definitiv die besten auf dem gesamten Album. Das langsame "Æuropa", gemein wie eine böse, den Körper in Zeitlupe befallende Krankheit, kommt durch Claus Larsens cleane, aber frostkalte Vocals sehr, sehr gut. "Oværkill" legt etwas an Tempo zu, wartet mit ein paar Soundspielereien und einer mächtigen Bassline sowie Larsens aggressiver, kehliger Stimme auf – und wird damit zum besten Beweis, wie gut Electro auch ohne Schrei- und Bassdauerfeuer gut funktionieren kann. Bei "Crouching to the bitter end" lassen überflüssigerweise erneut Hocico grüßen und "Go away" ist schlichtweg zum Davonlaufen. Hier tut sich stimmungsmäßig einfach gar nichts. Da wäre "Crouching to the end" noch der zackigere Rauswerfer gewesen. Für einen Freudentanz reicht das neue Supreme Court-Album ganz und gar nicht. "Keep calm + carry on" hört sich bis auf die beiden Titel in Kooperation mit Claus Larsen völlig austauschbar an und lässt einen bandtypischen Wiedererkennungswert völlig vermissen. Clubs und Hellectro-Fans werden das Album aber bestimmt goutieren und zu schätzen wissen. Doch im Grunde ist das Album fast schon überflüssig angesichts der Flut von auf gleichem Felde operierenden Combos.