Eine neu zusammengesetzte Band, ein neuer Start, das ist ‚Coming Up’, das wahrscheinlich kommerziellste Album der Band mit einer Reihe von Hitsingles, die ein Menge Leute beeindruckte. Neil Tennant sing im Roundhouse mit Brett Anderson ‚Saturday Night’ und Jahre später covern Apoptygma Berzerk den Titel ‚Trash’ als Hidden Track’ auf ihrem ‚Rocket Science’ Album. Glam-Pop könnte die richtige Bezeichnung sein für die zehn Songs, die Suede zur Peaktime des Britpop 1995 abliefern. Ihre besten Chart-Platzierungen landen sie mit ‚Coming Up’ und den zugehörigen Auskopplungen und trotzdem gehen sie ein wenig im verbalen Krieg zwischen Blur und Oasis unter, der Gazetten von NME bis zur SUN beschäftigt. Butler hat sich verabschiedet, dafür sind Coding und Oakes hinzugekommen und erschaffen mal schnell zusammen mit den Original-Members ein eingängiges und trotzdem tiefschürfendes Album. ‚Filmstar’ fasziniert durch einen kantig-rauhen Refrain und süßlich-schwebende Mittelstücke, wohingegen ‚Saturday Night’ melancholisch schön das Leben der Londoner Weekender beschreibt, die nach ihrer Büro-Woche Erfüllung im Nachtleben der Metropole finden. Über die vermeintliche Szene und den nächsten Schritt in ein Leben der Drogen, Gangs und des Exzesses schreibt Anderson in ‚The Beautiful Ones’ und hält damit insgesamt daran fest, die Geschichten des englischen Suburbia zu vertonen. Die herausragende Ballade des ursprünglichen Albums ist ‚By The Sea’, wobei ‚Europe Is Our Playground’ diese noch um Längen schlägt. Auch Anderson scheint dies inzwischen bewusst zu sein, denn heute würde er diese sehr elektronische und entspannte B-Seite in die Tracklist des Albums einfügen. Bezeichnend ist der Titel leider auch für den Erfolg des Albums, denn in den Staaten konnte sich ‚Coming Up’ durch eine nachgelagerte Veröffentlichung und minimaler Promotion nicht durchsetzen. Die sieben auf der ersten CD enthaltenen Demos haben bereits einen recht hohen Ausprägungsgrad zeigen jedoch schön auf, dass ein anderer Produzent auch durchaus einen rockigeren Nachfolger zu den Vorgängeralben hätte abmischen können. Ganz besonders begeistert das ‚Filmstar’ Demo. Die sechzehn auf der zweiten CD enthaltenen B-Seiten zeigen den phänomenalen Output der Band in dieser Phase auf, denn es sind alles neue Songs und keine Mixes, Versionen oder Livetracks. Dabei wird sowohl in Tracks wie ‚Every Monday Morning Comes’ der Vergangenheit Rechnung getragen, das bereits erwähnte ‚Europe Is Our Playground’ zeigt aber auch bereits auf, wohin sich die Band mit dem nächsten Album ‚Head Music’ bewegen wird. Die DVD glänzt nicht nur durch die ästhetischen Videos zu allen fünf Singles, sondern vor allem durch den Auftritt der Band im Roundhouse in London mit der schon angesprochenen Guest-Appearence von Neil Tennant, der hier auch noch die Bühne bekommt eine Suede-Version seines Hits ‚Rent’ zu performen. Natürlich darf die geniale, für das Warchild Album aufgenommene Cover-Version von Elvis Costellos ‚Shipbuilding’ nicht vergessen werden, zu der ein einfaches aber wirkungsvolles Studio-Video in schwarz-weiss enthalten ist. So richtig viel auszusetzen gibt es an der Deluxe-Edition Nr. drei also nicht. 62 Tracks/Beiträge die nicht nur quantitativ bestechen sondern auch eine durchgängige Qualität aufweisen, das muss eine Band erst mal zu einem Album zusammenbekommen. Wertung: Original Album: 5,5 Audio Bonus: 5,5 DVD Bonus: 5 Gesamt: 5,5