Subway To Sally - Schrei!

Subway To Sally - Schrei!

Es war ein sonniger Sonntag im August – und wie so oft zog es mich auf ein Festivalgelände, irgendwo zwischen Staub, Dosenbier und lauwarmen Klängen aus der Ferne. Der Tag begann für mich standesgemäß... irgendwann gegen 15 Uhr. Mit verklebten Augen und einem leichten Dröhnen im Kopf wachte ich aus meinem komatösen Festival-Schlaf auf. Gerade wollte ich nach meinem rettenden Becher Kaffee greifen, da durchdrangen merkwürdige, aber faszinierende Klänge mein Zelt – eine seltsame, fast unheilige Allianz aus mittelalterlicher Melodik und punkiger Energie.

Neugierig geworden und noch etwas benommen, robbte ich mehr als ich ging in Richtung Bühne – ein echter Festivalveteran eben. Und was sah ich da? 'Subway To Sally' hatten die Bühne geentert! Die Menge tobte, die Stimmung war elektrisierend, und mein Kaffee? Der war mit einem Mal völlig egal. Stattdessen lenkten meine müden Beine mich zielsicher zum nächstgelegenen Met-Stand. Mit dem Becher in der einen und neuerwachten Lebensgeistern in der anderen Hand machte ich mich auf den Weg in die erste Reihe – die Schlacht konnte beginnen! Ich kämpfte mich durch die Menge, nahm all meine Restenergie zusammen, und siehe da: Es gelang mir tatsächlich, bis ganz nach vorne zu kommen. Die Musik riss mich mit, und ich wurde Teil dieser euphorischen Masse, die laut mitsang, tanzte und feierte. Doch wie das Leben so spielt, war das Konzert gefühlt viel zu schnell wieder vorbei – und es folgten Auftritte, die eher zur musikalischen Entschleunigung einluden. Die Party-Stimmung versiegte allmählich, und ich beschloss, endlich meinen längst vergessenen Kaffee zu trinken – jetzt hatte ich ja Zeit.

Genau diese Erinnerungen wurden in mir wachgerufen, als ich zum ersten Mal das Live-Album von Subway to Sally, welches aus Mitschnitten von Konzerten der „Hochzeit Herbsttour 1999“ besteht, in den Händen hielt und mir anhörte. Es ist im Grunde eine Art „Best Of“, aber mit echtem Live-Publikum, mit all der Energie und Atmosphäre, die ein Studioalbum niemals einfangen kann. Songs wie Traum vom Tod II, Henkersbraut oder Das Opfer reihen sich wie ein düster-romantisches Perlenband aneinander. Zugegeben: Viele der Songtitel sagten mir auf den ersten Blick nichts – ich besitze sonst keine CD der Band. Aber beim Hören erkannte ich schnell einige Stücke wieder. Und schon beim zweiten Durchlauf summte ich bei fast jedem Song fröhlich mit – die Ohrwurmgefahr ist real!

Wer eine Vorliebe für mittelalterlich angehauchte Klänge hat, die mit modernen Elementen wie E-Gitarren, treibenden Rhythmen und ordentlich Power vermischt sind, der kommt an diesem Album kaum vorbei. Es lässt sich wunderbar hören – nicht nur alleine, sondern auch als erfrischender Soundtrack für jede in die Jahre gekommene Party.

Ein besonderes Schmankerl sollte der enthaltene Multimedia-Track auf der CD sein. Meine Erwartung: spektakuläre Videos, ein paar rare Live-Mitschnitte oder zumindest etwas akustische Kuriosität. Die Realität: ein endlos langer, alphabetisch sortierter Abspann mit den Namen all jener, die Subway to Sally offenbar kennen oder für wichtig halten. Und da es wirklich viele Namen waren, beendete ich die Vorstellung schon bei „C“. Vielleicht kommt am Ende ja noch irgendetwas Interessantes – aber dafür braucht man entweder sehr viel Geduld oder eine akute Namens-Faszination.

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