Wo rohe Kräfte sinnvoll walten. Mit dieser abgewandelten Phrase kann man schnell einen kurzen Eindruck davon vermitteln, was dem Hörer auf dem Promo der Primes geboten wird: Electro-Punk der direkteren Art, ohne viel Bits & Pieces produziert; eben auf das Wesentliche reduziert. Den Auftakt machen ‚Who’s in control now’ und ‚Let your body learn’. Genau, letzteres ein Cover des Nitzer Ebb Klassikers. Diesen beiden Songs werden zunächst auch als einzige dieses Jahr noch kommerziell erhältlich sein, auf einer ‚Split-12“’, die auf der Flip-Side zwei Beiträge der Gruppe Bakelite enthält. Die weiteren vier Songs werden voraussichtlich auf einer EP und einem nachfolgenden Album Anfang 2005 enthalten sein. Insgesamt erscheinen die sechs Stücke sehr authentisch. Eine gesunde Mischung bei der JJD eher die Punk-Attitüde und Miss X die elektronischen Spielereien beisteuert. Nur wenige zusammengemischte Spuren ergeben ein durchgängig sinnvolles Ergebnis. Gut, gerade was die Abmischung des Gesangs angeht lässt die Produktion noch ein wenig zu wünschen übrig, aber vielleicht ist es auch gerade diese Einfachheit und Direktheit, die es schafft, dass die Primes funktionieren. Inspiriert sicherlich von den experimentellen Elektronikern der frühen Achtziger ist dieses Produkt zwischen den heute oft so peinlich genau produzierten Werken eine erfrischende Alternative, die sich trotz der teilweise bedenklichen Klangqualität nun schon einige Male in meinem CD-Player gedreht hat. In den meisten Stücken drängen sich die Punk-Einflüsse deutlich ins Rampenlicht, nicht so bei ‚Don’t lose your head’, das deutlich synthetischer erscheint. Sich an ‚Let your body learn’ zu trauen hat sich für die Primes ausgezahlt. Das Konzept, das schon die eigenen Stücke interessant macht, geht auch hier auf. Anders als beim klinisch sauber produzierte Original, kommen Gesang und Instrumente sehr übersteuert und verzerrt rüber und transportieren so die Energie, die Nitzer Ebb 1987 auf die Tanzflächen dieser Welt projiziert haben, glaubwürdig in ein neues Jahrtausend. Die Primes, eine Band, von der bestimmt noch einiges im Untergrund zu erwarten ist!