Eine Zusammenarbeit zweier Bands aus ganz unterschiedlichen Bereichen - das ist sicherlich kein Novum aber immer eine spannende Geschichte. Vor einigen Jahren erschien ‚Zur ew’gen Ruh‘ bereits in einer frühen Form als EP mit einem Stück. Zum damaligen Zeitpunkt trug jedes Projekt einen Abschnitt zu diesem Stück bei – ein kurzes aber schönes Schmankerl. Heute halte ich eine Neuauflage dieses Albums in den Händen - und ‚Zur ew’gen Ruh‘ hat es 2015 wirklich in sich: Sturmpercht und Rauhnacht haben nun das damalige Titelstück zusammen mit drei neuen Beiträgen komplett neu und auf den eigenen Sound zugeschnitten eingespielt, sodass der Hörer 4 Lieder in zwei Versionen erleben darf - und das Ergebnis ist nicht nur spannend sondern kann sich mit Geduld und der richtigen Stimmung als ein wundervolles Hörerlebnis entpuppen.

Sturmpercht kennen hoffentlich einige Hörer bereits: das urische Konglomerat alpinbegeisterter Österreicher wildert bereits seit einigen Jahren und Veröffentlichungen im Wunderland zwischen nicht-bierernstem Neofolk, volkstümlicher und zum Teil unorthodox aufgenommener Tonkunst und mystischem Folk herum und hat sich als Garant für spannende Veröffentlichungen bewiesen. Das Ein-Mann Projekt Rauhnacht, auch in Österreich ansässig, fröhnen hingegen einem naturmystisch angehauchten Schwarzmetall und haben sich bisher mit 2 gelungenen Alben bewiesen. Beide Bands sind eng miteinander verbunden, sodass eine Zusammenarbeit wenig verwunderlich ist. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Sturmpercht beginnen die vier Stücke, die jeweils 16 Minuten andauern mit mystischen, düsteren Folk – der vor dem imaginären Kamin im Winter die perfekte Märchenstimmung schaffen würde. Auf diese erste Liedhälfte bauen Rauhnacht ihre vier Fragmente kalt, schleppend und düster. Parallelen zum Sound von Helrunar kommen auf, wobei Rauhnacht noch ein ganzes Stück mehr skandinavische Majestätik und eine düstere Märchenstimmung transportieren. Damit schaffen sie Bilder düsterer Trostlosigkeit und gespenstischer Mystik die gekonnt umgesetzt dem Hörer mitreißen.

Über die gesamte Spielzeit begeistern beide Projekte mich mit dem Nutzen vieler stimmungsvoller Bilder und Effekten, dem Gesang/Geflüster/Geraune im alpinen Dialekt und die Wechsel innerhalb der Stücke sind nicht aufgesetzt sondern fließend zwischen den Welten. Ich kann nur für mich sprechen, würde aber das Wort ‚Pflichtkauf‘ in den Mund nehmen – der Hörer erhält 25 Minuten Folk, 35 Minuten Black Metall und damit eine volle Stunde toller Musik. Durch die doch sehr ausufernden Spielzeiten der einzelnen Stücke und die gemächliche Herangehensweise fordert das Album vom Hörer Geduld, ein sich-Einlassen auf die Stimmung. Also lasst euch darauf ein!