Kompromisslosen, kraftvollen EBM aus Schweden – genau das liefern uns Sturm Café, bestehend aus Jonatan Löfstedt und Gustav Janson. Bevor die skandinavischen Herren ihr Debütalbum am 2. November 2005 beim schwedischen Label Progress Productions veröffentlichten, hatten sie gerade einmal sieben Demos produziert.
Das Genre EBM gehörte bisher eigentlich nicht zu meinen Favoriten. Doch nachdem ich mich eine Woche lang regelmäßig ins Sturm Café „verirrt“ hatte, entwickelte ich ein gewisses Faible für diesen harten, gut strukturierten Sound. Der Norden Europas ist schließlich schon lange für hochwertigen EBM bekannt – Acts wie Spetsnaz, Pouppée Fabrikk oder DUPONT lassen grüßen.
Die treibende Kraft von Sturm Café liegt in der Kombination aus Oldschool-EBM und unverkennbarem NDW-Sound (Neue Deutsche Welle). Das Besondere an Sturm Café ist jedoch die deutsche Präsentation der Texte, die mit einem leichten schwedischen Akzent daherkommt. Bei der ersten Hörprobe wirkt das teils komisch, ja sogar belustigend, besonders wenn Wörter falsch betont oder interpretiert werden – „Der große Schwein“ lässt grüßen. Meine Deutschlehrerin hätte mich wohl direkt zum Nachhilfeunterricht geschickt, hätte ich so einen Aufsatz abgeliefert. Doch bei Sturm Café kann man das nicht als Fehler sehen. Vielmehr ist es ein charmantes, hervorstechendes Detail, das Herrn Löfstedts Stimmkraft einen exotischen Touch verleiht.
Die Texte von Sturm Café sind oft abstrakt, ironisch, lustig oder provokant – man fragt sich unweigerlich, was die beiden wohl dem Publikum mitteilen möchten. Wer jedoch jedes Wort auf die Goldwaage legt, ist selbst schuld! Als Beispiel sei hier der Track „Die Terroristen“ genannt, in dem ein Dialog zwischen Terrorist und Opfer inszeniert wird: „…wir sind die Terroristen, wir müssen Ziel erreichen, wir haben Gott mit uns…“. Alles Weitere überlässt die Band der Vorstellungskraft der Hörer.
Insgesamt sind alle elf Tracks des Albums uneingeschränkt tanzflächentauglich, wobei besonders die ersten beiden Stücke mit BPM-Zahlen über 200 punkten. Wer direkt zu den Highlights greifen möchte, sollte sich „Radiosüchtig“, „Mozart-Ideal“, „Der große Schwein“ und „Stiefelfabrik“ zu Gemüte führen. Seichte, gefühlsbetonte Stücke sucht man auf dem Album vergeblich. Im Mittelpunkt steht kompromisslos harter, minimalistischer Elektro-Maschinenklang, der jedoch nie ins Techno-Genre abdriftet. Charakteristisch wird das Album von typischen EBM-Elementen geprägt: harte Basslinien, synthetische Sounds, tanzbare Rhythmen und treibende Beats – Attribute, wie man sie auch von Legenden wie DAF, Die Krupps oder vor allem Nitzer Ebb kennt.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die kurze Gesamtlaufzeit von nur 36 Minuten, was eher einer EP als einem vollwertigen Album entspricht. Das Debüt der Schweden hinterlässt dadurch einen leicht flüchtigen Eindruck. Dennoch macht es einfach Spaß, sich von diesem harten EBM-Sound berieseln zu lassen und in die Maschinen-Atmosphäre einzutauchen. Allen Fans des puren EBM sei dieses Album wärmstens ans Herz gelegt. Wer schnell ist, kann noch eine auf 200 Stück limitierte Edition in einer besonderen Hülle inklusive Bonus-CD ergattern. Weltweit ist die Veröffentlichung auf 1.000 Exemplare begrenzt, worauf auch eine Nummer im Booklet hinweist.
Zum Abschluss gibt’s wie gewohnt eine Entscheidungshilfe: Unter www.progress-productions.com findet ihr im Download-Bereich drei Tracks in voller Länge sowie das komplette Video zu „Der große Schwein“.
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