Stromkern - das ist eine nordamerikanische Mischung aus Hip Hop-Vocals, klassischen Kompositionen (u.a. mit Piano, wilden E-Gitarren und Live-Drums) und Post-Industrial-Rock. Präsentiert wird alles in einem elektronischen Gewand, das sich hier weniger als EBM, stattdessen vielmehr als eben diese Mischung mit einem ab und an gewaltigen Electro-Einschlag durch den Sequencereinsatz darstellt. Die vom Sänger J. Ned Kirby zum Teil stakkatoartig und mit rasanter Geschwindigkeit vorgetragenen Lyrics sind halb gesprochen, halb gesungen und meist mittelstark verzerrt, zudem ist Neds Stimme sehr markant. Damit ergibt sich das Stromkern-typische Muster, was (fast) jeden Track ziert. Durch den Noise-/Industrial-Anteil immer leicht bis mittelstark apokalyptisch anmutend und durch den verzerrten Gesang auch immer etwas aggressiv. Genauso verhält es sich auch mit dem nun bereits vierten Stromkern-Album "Light It Up". Und dennoch bzw. glücklicherweise finden sich auch Neuerungen darauf wieder. Zum einen verarbeitet Sänger Ned darauf seinen mehrjährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten mit Themen wie Krieg, Terrorismus, Globalisierung, Korruption und Habgier, so dass es diesmal auch ein politisches Album geworden ist. Zum anderen sind das erste Mal Gastssänger vertreten. Bei "Sentinel" (auch auf dem "Septic V"-Sampler zu finden) sorgt Frank Spinath von Seabound für die Lyrics, wobei dieser Song im Vergleich zu den anderen leider nur musikalisches Mittelmaß und damit der Ausnahme-Song der CD ist. Victoria Lloyd von Claire Voyant leiht ihre Stimme der Ballade "Hindsight", die Stromkern von der ruhigen und trotzdem sehr positiven Seite zeigt. Na gut, ganz ruhig geht es nicht zur Sache, weil dazu passende Schrammel-Gitarren den Song abrunden. Und hier lässt sich, wie u.a. auch beim wilden "Forgiven", eine weitere, neue Seite erkennen - Goth-Metal. Der Gesang bei "Forgiven" erinnert zudem noch stark an den düsteren von Interlace. Neben diesen Neuerungen finden sich natürlich auch noch weitere absolut clubtaugliche Nummern auf dem Silberling wieder wie das bereits ausgekoppelte "Stand Up", was mit einem eher albumuntypischen 4-to-the-floor-Beat daher kommt. Ein Midtempo-Electro-Song par excellence mit dem Sprach-Stakkato, was Stromkern zu Stromkern macht. Für die Electro-Headbanger ist "Delete" ein absolutes und unbedingtes Muss. Bombastisch arrangiert und mit einer Klangdichte versehen, die automatisch alle tanzfähigen Körperteile in Bewegung setzt und dazu noch die Gänsehaut aktiviert - vorausgesetzt die Lautstärke stimmt (also laut). "Televised" ist als Einstieg fantastisch gewählt, wobei der einminütige Schluss mit seinem monotonen Stakkato-Gesang viel zu schnell zu Ende geht. ‚Ausgeklügelter', ‚komplexer' und ‚soundtechnisch weiterentwickelt' sind Schlagwörter, die in Zusammenhang mit "Light It Up" auf jeden Fall genannt werden müssen. So lässt sich für SK-Anhänger das Album am besten im Vergleich zu den Vorgängern beschreiben. Fazit: Wer heftigen Electro mit einigen klassischen Instrumenten mag (um sich bspw. auch mal richtig im Auto allein abzureagieren) wird an "Light It Up" nicht vorbeikommen.