Ehrlich gesagt: In meiner Vorstellung waren Stoneman immer eine schmalzige Emo-Kombo mit grenzdebilen Texten – manchmal schon ganz nett, aber tendenziell eher peinlich und ohne Wiedererkennungswert. Das liegt mit Sicherheit daran, dass ich sie vor allem mit ihrem Smash-Hit „Wer Ficken Will (Muss Freundlich Sein)“ in Verbindung bringe, der die Grenzen des guten Geschmacks seinerzeit in kaum zu beschreibendem Ausmaß gesprengt hat. Soviel geballte Dämlichkeit in Lyrics gebündelt – beinahe hätte ich die Schweizer in die Kategorie „Gar nicht erst reinhören!“ eingeordnet, wo sie dann für immer verschwunden wären. Aber gut, laut Promosheet (als ob man dem glauben könnte...) sind Stoneman nun erwachsener und reifer geworden, also geben wir ihnen noch einmal eine Chance. Misanthrop wollen sich die Eidgenossen um Sänger Mikki Chixx (sic!) geben, soviel kann man dem Album-Titel „Human Hater“ entnehmen. In Kombination mit dem Cover-Layout, das von einem Pentagramm (hui, böse!) dominiert wird, lässt das immer noch Schlimmes befürchten. Aber was für ein Trugschluss – was Stoneman auf ihrer dritten Fulltime-Veröffentlichung fabrizieren, ist wider Erwarten eine spannende Dark Metal-Variante, in der sich verschiedene Stile zu einem überzeugenden Ganzen vereinen. Zum Auftakt erwartet den Hörer mit „White Star“ ein gotisch-metallischer Track, der Lust auf mehr macht, ohne jedoch von überwältigender Qualität zu sein. Doch schon „Hope You All Die Soon“ kickt richtig und geht mit eingängigem Riff und den mal gekeiften, meist aber gegrowlten Vocals fast als Melodic Death Metal durch. Andere (industrial-lastige) Nuancen zeigen Stoneman mit „Zombie Zoo“ – hier hat die Kollaboration mit Wednesday 13 eindeutig positive Spuren hinterlassen. Sehr repetitiv, fast schon stumpf, aber dabei sehr einprägsam und mitreißend! Die schon hier präsenten Synthie-Elemente rücken beim folgenden „Trail Of Destruction“ dominanter in den Vordergrund. Im Chorus entwickelt sich der Track zu einem astreinen Gothic Rock-Song im Stile von Heroen wie den Sisters of Mercy. Im Rahmen der bereits genannten Genres bewegen sich die weiteren Songs des Albums, die allesamt von hoher Qualität sind, wenngleich nicht jeder allergrößtes Hitpotential aufweist. Aufhorchen lässt „Built Of Anger“, ein Titel, der sehr ungewöhnlich und experimentell, mit Glockenspiel-Elementen und fast technoider Bassdrum beginnt. Auch von der Songstruktur sticht der spannende Track hervor. Selbst nach mehrmaligem Anhören konnte ich mir keine abschließende Meinung bilden, ob ich ihn herausragend gut oder einfach nur anstrengend finden soll. Zum Abschluss des ziemlich rabiaten Albums unternehmen Stoneman dann doch noch den Versuch, sich mit den mittlerweile vermutlich vollkommen verstörten Groupie-Girls zu versöhnen: Bei „No Sweet November“ holen die Schweizer nochmal den ganz dicken Goth-Pathos heraus – aber sogar das will ihnen dieses Mal gelingen. „Human Hater“ ist mit Sicherheit keine Revolution des Dark Metal-Genres. Es ist jedoch nicht zu bestreiten, dass das Album dem Zuhörer großen Spaß bereiten kann und auch nach einigen Durchläufen kaum an Reiz verliert. Stonemans Lyrics sind zwar weiterhin grenzwertig, aber durch das Gekeife und Gegrowle versteht man die meisten zum Glück sowieso nicht. Wer aufgeschlossen ist für eine vielfältige Melange unterschiedlichster Stile „schwarzer“ Rock- und Metal-Musik, dem sei der Kauf von „Human Hater“ nachdrücklich ans Herz gelegt.